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Netzwerke von Familien

Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts „Netzwerke von Kindern und Familien mit AD(H)S“

Hintergrund

Aktuelle Studien belegen (Huss 2004; Schlack et al. 2007), dass bei etwa 4 % der Kinder und Jugendlichen Schwierigkeiten im Bereich der Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität bestehen, so dass diese Kinder der Diagnose „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (AD(H)S)“ zugeordnet werden können. Die Kinder haben Schwierigkeiten sich zu konzentrieren und ihre eigenen Impulse zu steuern. Dadurch fällt es ihnen schwer, sich in bestimmten Situationen angemessen zu verhalten. Aufgrund der Diagnose und um den Umgang mit diesen Auffälligkeiten zu erlernen, haben die Kinder oft vielfältigen Kontakt zu Fachpersonen – sie werden von Ärzten und Therapeuten „behandelt“ – und sie absolvieren mitunter ein beachtliches Programm an Interventionen. In den vergangen Jahrzehnten entstanden zahlreiche Forschungsarbeiten zu Hintergründen der Störung, und Wirkungen von Interventionen. Was bisher kaum bearbeitet wurde, ist die Perspektive der Familien und im Speziellen der Kinder (Drüe 2006).

Im vorliegenden Forschungsprojekt wird daher die Perspektive der Kinder und ihrer Familien in den Blick genommen.

Ziel ist herauszufinden, wie Kinder mit AD(H)S ihren Alltag und ihr Umfeld erleben.

 

Fragestellung

Im Rahmen des Projektes wird der Frage nachgegangen, in welchen unterstützenden sozialen Netzwerken und Beziehungen sich Kinder und deren Familien befinden, die die Diagnose AD(H)S bekommen haben. Hierbei werden nicht nur die therapeutischen Netzwerke in den Blick genommen, sondern auch andere Personen, die unterstützend wirken können. 

Im Fokus steht besonders die Sichtweise der Kinder: 

  • Wie erleben die Kinder die Aufmerksamkeitsstörung?
  • Welche Personen sind für die Kinder hilfreich?
  • Worin besteht für das Kind eine unterstützende Beziehung?
  • Was macht die Qualität dieser Beziehung aus?
  • Gibt es „typische“ Formen von Netzwerken von Kindern mit AD(H)S?

 

Methodisches Vorgehen

Die Daten für das Forschungsprojekt werden in einem qualitativen Vorgehen im Rahmen von teilstandardisierten Interviews mit Kindern gesammelt. Als Methode kommt das problemzentrierte Interview zur Anwendung, das sich besonders eignet, um persönliche Erfahrungen und Erkenntnisse zu erkunden, vor allem bei jungen Kindern (vgl. Roux, 2002, S. 84). In den Interviews werden Netzwerkkarten eingesetzt, die später mit Methoden der Netzwerkanalyse ausgewertet werden.

Die Zielgruppe des Forschungsvorhabens sind Kinder im Alter von 8-12 Jahren, und deren Familien, bei denen ADHS diagnostiziert wurde. Insgesamt werden 10 Familien in verschiedenen Lebenslagen interviewt.

In einem zweiten Durchgang werden Jugendliche interviewt (Alter 13-18 Jahre).

 

Rahmen

Das Projekt ist ein Kooperations-Forschungsprojekt zwischen der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und der Universität Dortmund.

Als studentische Mitarbeiter sind Anna Schlüter (PH Ludwigsburg) und Dominik Moutty (Uni Dortmund) vertreten.

Erste Ergebnisse werden in der zweiten Hälfte des Jahres 2012 erwartet.

 

Literatur:

  • Drüe, Gerhild (2006): ADHS kontrovers. Betroffene Familien im Blickfeld von Fachwelt und Öffentlichkeit. Stuttgart.
  • Huss, Michael (2004): Prävalenz des Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS) in Deutschland im Rahmen des Kinder- und Jugendsurveys des Robert-Koch-Instituts.
  • Roux, Susanna (2002): Wie sehen Kinder ihren Kindergarten? Theoretische und empirische Befunde zur Qualität von Kindertagesstätten; Weinheim und München.
  • Schlack, R., Hölling, H., Kurth, B.-M. & Huss, M. (2007). Die Prävalenz der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Erste Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz (5/6), 827-835.