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Infos

45. KLGH an der PH Ludwigsburg

Die 45. Konferenz der Lehrenden der Geistigbehindertenpädagogik an wissenschaftlichen Hochschulen in deutschsprachigen Ländern (KLGH) findet unter dem Titel „Diskurse des Lernens“ vom 30.05. Bis 01.06. an der PH-Ludwigsburg statt. Traditionell startet die KLGH am 30.05. nachmittags und endet am 01.06. mittags. Das genaue Programm werden wir zeitnah nach Ende der Anmeldeperiode veröffentlichen.

Die Anmeldung zur Tagung ist ab dem 12.01.2024 bis zum 07.04.2024 freigeschaltet.

Für das tagungsleitende Thema haben wir uns entschieden, weil der Begriff des Lernens aktuell in vielfältigen Kontexten und Diskursen genutzt wird und daher einen breiten Bedeutungsumfang aufweist. Diese semantische Breite könnte darin begründet liegen, dass mittlerweile nicht nur Menschen, sondern u. a. auch Systeme, Organisationen, neuronale Netzwerke, Programme und Tiere ‚lernen‘. Auch wenn Lernen in diesen Zusammenhängen nuanciert jeweils anders erscheint, kann man dennoch bilanzieren, dass sich der Begriff des Lernens enorm ausgeweitet, verallgemeinert und formalisiert hat.

Seit gut 100 Jahren ist Lernen Gegenstand der Psychologie. In den letzten Jahrzehnten nahmen sich die kognitiven Neurowissenschaften dieser Thematik an und es verschmolzen kognitionspsychologische mit neurowissenschaftlichen Forschungen. Primär spielt der Ort des Lernens eine Rolle sowie die Erforschung von nicht lokalisierten Konstrukten. So traten spezifische Merkmale und Ausgangsbedingungen des Lernens von Menschen mit (und ohne) geistiger Behinderung in das Zentrum der Forschungen.

Allerdings könnten durch diesen Fokus auch zwei Bedeutungen des Lernprozesses zunehmend schwinden: Lernen ist nicht nur ein ‚ich lerne‘, sondern auch immer ein Lernen ‚von etwas‘ oder ‚an etwas‘ Bestimmtem. Und es bleibt die Struktureigentümlichkeit des Lernens, sich in ein Dunkles zurückzuziehen, womöglich ausgeblendet. In der Geistigbehindertenpädagogik gibt es wenig Versuche, eine pädagogische Theorie des Lernens vorzulegen, welche diese Aspekte des Lernens berücksichtigt. Es könnte z. B. Lernen primär als riskanter Vollzug, als ein Lernen ‚von etwas‘ betont und die Widerstände des Begreifens, die mehrdeutigen Dimensionen des Lernens usw. in den Blick der Forschung genommen werden.

Vor diesen unterschiedlichen Sichtweisen stellen sich daher für uns vielfältige Fragen im Diskurs des Lernens: Was verstehen wir in der Behindertenpädagogik unter dem Begriff des Lernens? Taucht Lernen noch als ein ‚gemeinsamer Gegenstand‘ auf? Lässt sich Lernen ausschließlich als entwicklungslogischer Prozess, als Aneignung, beschreiben? Welche Rolle spielen neben dem Erkennen und Wissen die Lebensverhältnisse und die Erfahrungen von Menschen mit geistiger Behinderung im Lernprozess? Welche Rolle spielen individuelle Ausgangsbedingungen für Lernprozesse? Kommt Lernen als ein ‚Mehr‘ an Wissen, Fähigkeiten in den Blick; als ein bedeutsames, praktisches Handlungswissen? Ist Lernen auch als Prozess der Sinngebung, als Stellungnahme in den Blick zu nehmen und unter welchen Voraussetzungen? Welche Rolle spielen Verzögerungen, produktive Störungen und Fehler, Erfahrungen und Verhalten im Lernprozess? Wie erscheint Lernen in Bezug zu (unreflektierten) normativen Anforderungen einer Gesellschaft, die mit der Setzung von bestimmten Fähigkeiten und Fertigkeiten bereits Ausschlüsse produziert? Können wir von ‚Spezifika‘ im Lernprozess bei Menschen mit geistiger Behinderung unter Berücksichtigung der Fachdidaktiken sprechen? Wie gelingt es in Lernprozessen innerhalb der Hochschule die (differenzierten) Sichtweisen auf ‚Lernen‘ zu vermitteln und gemeinsam zu reflektieren? Wie geht die Behindertenpädagogik mit diesen und weiterführenden Fragen um? usw.