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Begabung, Kreativität, Teilhabe: Potenziale in der künstlerischen und kulturellen Bildung.

Interdisziplinäres Symposium am 9.-11. Oktober 2025, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

Anmeldeformular 2025

Programm

Im Rahmen des Symposiums rücken wir den Zusammenhang von Begabung, Kreativität, Teilhabe in künstlerischer und kultureller Bildung in den Fokus unserer interdisziplinären Betrachtung. Das Verständnis dieses dynamischen Gefüges ist für die Gestaltung zeitgemäßer Bildungsprozesse von zentraler Bedeutung. Unser Ziel ist es, die komplexen Wechselbeziehungen in diesem Gefüge zu analysieren und die daraus resultierenden Konsequenzen für die pädagogische Praxis eingehend zu diskutieren.

Für die Teilnahme am Symposium ist eine Gebühr erforderlich:

  • Kostenfrei für Studierende
  • 30€ für Referendare
  • 60€ für alle anderen Teilnehmer/-innen

Zahlungsempfänger: LOK BA-WÜ / PH Ludwigsburg   IBAN: DE02 6005 0101 7495 5301 02 Verwendungszweck: 1369710065704 Symposium PH Ludwigsburg

Begabung als Entwicklungspotenzial: Begabung wird heute als Entwicklungspotenzial verstanden, das durch geeignete pädagogische Interventionen zur Entfaltung gebracht werden kann. Im Kontext der künstlerischen und kulturellen Bildung manifestiert sich Begabung in vielfältigen Formen, die über traditionelle Vorstellungen hinausgehen. Die Identifikation und Förderung künstlerischer Begabungen erfordert differenzierte diagnostische Fähigkeiten, angemessene Entwicklungswege und individualisierte Förderansätze.

Kreativität als Schlüsselkompetenz: Kreativität, ein vielschichtiges Konstrukt mit kognitiven und persönlichkeitsbezogenen Aspekten, wird zunehmend als Schlüsselkompetenz für die Bewältigung und Gestaltung komplexer zukünftiger Herausforderungen angesehen. In der künstlerischen Bildung nimmt die Kreativitätsförderung traditionell eine zentrale Rolle ein. Neuere Forschungsansätze rücken die Wechselwirkungen zwischen kreativen Prozessen und domänenspezifischen Fähigkeiten in den Fokus.

Teilhabe als Ziel von Bildungsprozessen: Grundsätzlich ist gesellschaftliche Teilhabe das Ziel aller Bildungsprozesse. Jenseits der programmatischen Ansprüche und normativen Grundlagen im aktuellen Teilhabe-Diskurs steht die Frage im Fokus, wie in künstlerischen und kulturellen Bildungsprozessen die vielfältigen Lebenslagen und Differenzlinien wie beispielsweise Behinderung, soziale Herkunft, Migration und Geschlecht als Barrieren wirken können? Auf welche Weise eine diversitätssensible Teilhabe an qualitativ hochwertiger Bildung in diesem Feld die vorhandenen Fähigkeiten erweitern und ergänzen kann, wird im Symposium mehrperspektivisch ausgelotet.

Künstlerische und kulturelle Bildung als Rahmen für Entfaltung: Die künstlerische und kulturelle Bildung bietet einen einzigartigen Rahmen für die Entfaltung von Begabung und Kreativität. Sie ermöglicht Freiräume für kreative Exploration bei gleichzeitiger Vermittlung künstlerischer Grundlagen. Aktuelle Konzepte betonen die Bedeutung künstlerischer Denk- und Handlungsprozesse für die Persönlichkeitsentwicklung und Bildungsprozesse Menschen aller Lebensalter und zielen auf eine umfassende Förderung ab, die über rein gestalterische Aspekte hinausgeht.

Die Förderung von Kreativität und Begabung ist somit ein zentrales Anliegen von kultureller und künstlerischer Bildung. In diesem Symposium wollen wir aktuelle Erkenntnisse aus Forschung und Praxis zusammenführen und interdisziplinäre Perspektiven integrieren. Wir laden AkteurInnen aus der Wissenschaft und der Lehrkräftebildung, aus der schulischen und außerschulischen sowie künstlerischen Praxis dazu ein,
sich bezüglich der Konzepte von Kreativitäts- und Begabungsförderung auszutauschen sowie innovative Ansätze vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren. Dabei geht es um einen wertvollen Dialog zwischen Theorie und Praxis. Lehrkräfte und PädagogInnen spielen eine Schlüsselrolle beim Erkennen und der Förderung von Kreativität und Begabung. Ihre Professionsentwicklung für diesen Bereich ist daher von großer Bedeutung.

Gleichzeitig geht es bei diesem Symposium darum, eine weitere Intensivierung der transdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Kreativitäts-, Begabungs- und kunstpädagogischer Forschung zu stärken, um das Potenzial künstlerischer und kultureller Bildung für die Entfaltung kreativer und besonderer Begabungen besser auszuschöpfen und Konzepte für die Bildungspraxis zu entwickeln.
Die Symposium wird eine Plattorm bieten, um folgende Aspekte zu diskutieren:

  • Aktuelle Forschungserkenntnisse zur Kreativitäts- und Begabungsförderung im Kontext künstlerischer und kultureller Bildung
  • Innovative Lehrkonzepte für Schulen und Hochschulen, die Begabung und Kreativität gezielt fördern
  • Wege zur barrierefreien Teilhabe in Kunst und Kultur
  • Inter- und transdisziplinäre Perspektiven und ihre Bedeutung für die künstlerische Bildung
  • Herausforderungen und Lösungsansätze bei der Implementierung kreativitäts- und begabungsfördernder Konzepte
  • Innovative und inspirierende Ansätze, die auf der Symposium vorgestellt werden könnten, umfassen beispielsweise: Integration digitaler Medien in kreative Lernprozesse, ko-kreative und kollaborative Lernformen, fächerübergreifende Projekte zur Förderung und Entwicklung des kreativen Denkens

Das Symposium richtet sich an Lehrkräfte aller Schulformen, DozentInnen der Lehrkräftebildung, PädagogInnen aus den Domänen Kunst, Musik, Sport, Tanz, Bewegung, Theater, Literatur, Bildungsforschende, Kunstschaffende und alle, die sich für kreative künstlerische und kulturelle
Bildungsprozesse begeistern. Mit dem Symposium bieten wir die Möglichkeit, sich mit KollegInnen auszutauschen, neue Impulse für die eigene Arbeit zu gewinnen und an der Weiterentwicklung der
künstlerischen und kulturellen Bildung mitzuwirken.

Wir freuen uns darauf, mit Ihnen gemeinsam neue Perspektiven für die Kreativitäts- und Begabungsförderung zu entwickeln und laden Sie herzlich ein, Teil dieses inspirierenden Austauschs zwischen Forschung und Praxis zu werden.


Das Leitungsteam
Prof. Dr. Monika Miller, Vertr.-Prof. Dr. Katja Brandenburger, Dr. Olga Bonath und Prof. Dr. Sven Sauter

Informationen zum Symposium

Empfohlene Unterkunft:
Für "Campuszwei" (Hotel & Boardinghouse in Ludwigsburg) wurde ein Kontingent gebucht.
https://www.campuszwei.com/

Donnerstag // 9.10.25

Keynote // Prof. Dr. Monika Miller // Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

Begabung & Beziehung. Eine mehrperspektivische Forschung mit Blick auf Kinder- und Jugendwerke von Hubert Sowa

Der Vortrag präsentiert zentrale Ergebnisse einer Interviewstudie zu den Kinder- und Jugendwerke von Hubert Sowa, analysiert im Licht des relationalen Begabungsmodells, das Begabung als Produkt wechselseitiger Beziehungen und Resonanzräume versteht. Dabei wird deutlich, wie familiäre, schulische und freundschaftliche Beziehungsgeflechte die Entwicklung kreativer Potenziale beeinflussen. Im Kontext des Symposiums macht der Beitrag sichtbar, wie relationale Dynamiken künstlerischer und kultureller Bildung individuelle Förderung, kreative Entfaltung und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen – zentrale Anliegen des Symposiums, das neue Perspektiven für zeitgemäße Förderpraxis diskutiert. Die begleitende Ausstellung veranschaulicht diese Zusammenhänge und lädt zur Reflexion über Bildungswege junger Künstler*innen im Spannungsfeld von Talent, Umwelt und Ausdruck ein.

 

Annika Hensmann & Thiemo Donhauser // LMU München

Kreativitätsförderung und digitale Teilhabe durch „Art Eater“

Der Vortrag beschäftigt sich mit Fragen nach barrierefreier Teilhabe an Kunst und Kultur sowie Digitalität als Zugang zur Kreativität.  Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „ArtEater im Livetest“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München leistet hierbei im Bereich der Kunstpädagogik einen großen Beitrag für die Gestaltung inklusiver Bildungsprozesse. Das Projekt zielt auf die Entwicklung eines kreativen Softwaremoduls in unterschiedliche, zielgruppenspezifische Anwendungsformate. Es werden u.a. Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Senior*innen und Grundschul- und Förderschüler*innen partizipativ in die Entwicklung eingebunden. 

 

Christine Kummer // München
Kreativwerkstatt München - Kreative und künstlerische Prozesse als verbindende Elemente des Lernens

Entwickelt vom Kindermuseum München für das Referat für Bildung und Sport der LH München/ Abteilung Kita besteht die Kreativwerkstatt seit 2014 als ein zweistündiges kostenloses Angebot für alle städtischen Einrichtungen (Kindergärten, Horte). Bei den Besuchen und in zusätzlichen Fortbildungen werden den ErzieherInnen und pädagogischen Fachkräften Impulse und Anregungen für eine kreative Arbeit in den Einrichtungen gegeben, die Arbeitsmethoden der Kreativwerkstatt vorgestellt und praxisnah Ideen zur leichten Umsetzung vor Ort angeboten. Regelmäßige Newsletter „Ideen aus der Kreativwerkstatt“ und Videos ergänzen das kostenlose Angebot

 

Judith Rüegg & Prof. Dr. Regula Pöhl // Pädagogische Hochschule Zürich und Pädagogische Hochschule St. Gallen

Räume des Unbestimmten: Forschend Lernen und Gestalten (FLuG) als Impuls für Begabungs- und Begabtenförderung in der Kulturellen Bildung

Der Beitrag stellt ein transdisziplinäres Lehrkonzept vor, das an Pädagogischen Hochschulen und in der Begabungsförderung Kunst und Musik auf der Primarschulstufe erprobt wurde. Im Zentrum steht der Ansatz „FLuG», der gestalterisch-künstlerische Prozesse mit subjektorientierten Zugängen und Unbestimmtheitsräumen verbindet. Er fordert dazu auf, mit Komplexität und Ungewissheit umzugehen und Relationen im größeren Kontext zu erkennen. Lernende entwickeln eigene Fragestellungen, arbeiten iterativ und setzen sich mit ihren Vorstellungen und Ausdrucksformen auseinander. Der gemeinsame Austausch ist zentral. Der Workshop lädt dazu ein, über Subjektorientierung und die Bedeutung von Unbestimmtheitsräumen in der Begabungsförderung nachzudenken.

 

Dr. Christiane Schmidt-Maiwald // Universität Augsburg

Teilhabe als Ziel von Bildungsprozessen: „Ein Lüsterkristall als Auge: Originalität als Begabungskriterium und Gradmesser von Teilhabe in Bildungsprozessen.

 In der Diskussion um Begabung und Kreativität wird Inklusion gerne allein mit Blick auf Hochbegabte geführt. Dahingegen möchte der Beitrag: „Ein Lüsterkristall als Auge: Originalität als Begabungskriterium und Gradmesser von Teilhabe in Bildungsprozessen“ ausgehend von den Befunden zu einem Kooperationsprojekt zwischen der Förderschule Regens-Wagner in Holzhausen mit einer Klasse der Sekundarstufe II eines Gymnasiums in Schwabmünchen das Arbeiten speziell der Kinder aus der Förderschule zum Anlass nehmen, um die Frage nach Kriterien von Begabung kritisch zu beleuchten. Durch eine sensibilisierte Perspektive gegenüber Kindern und Jugendlichen aus dem Neurodiversitätsspektrum sollen Kriterien aus Forschungssettings für Begabung einerseits diskutiert und andererseits gleichzeitig Impulse für das kooperative und kokreative Arbeiten gesetzt werden.

 

Dr. Jana Tiborra // Justus-Liebig-Universität Gießen

Begabungsförderung im digitalen Raum. Die Werkstatt Kunst der Digitalen Drehtür.

Der Impulsvortrag gibt Einblicke in Möglichkeiten der Begabungsförderung mit der digitalen Lernplattform Digitale Drehtür (Werkstatt Kunst). Theoretische Einblicke in den dynamischen Begabungsbegriff des Psychologen und Bildungsforschers Joseph Renzulli, Begründer des Drehtür-Modells, werden gegeben und auf ihre kunstpädagogische Anschlussfähigkeit und ihre Relevanz hinsichtlich der Themen Kreativität und Partizipation hin befragt. Darüber hinaus soll die empirische Begleitforschung zur Digitalen Drehtür vorgestellt werden deren Ziel es ist, Lern- und Erfahrungsprozesse während der Arbeit mit den digitalen kunstpädagogischen Angeboten zu rekonstruieren.

 

 

 

Freitag // 10.10.25

Keynote // Prof. em. Dr. Carl-Peter Buschkühle // Wuppertal

Kunst als existenzielle Kraft

Kunst ist ein Spiegelspiel der Existenz: Sie reflektiert spielerisch die Bedingungen menschlichen Daseins und geht weder in marktgetriebenem Spektakel noch in bloßer Kreativität um ihrer selbst willen auf. Kreativität ist als grundlegendes Prinzip des Hervorbringens zu verstehen, das weit über das Anthropologische hinausreicht. Künstlerische Prozesse – wie Joseph Beuys sie als „Chaos, Bewegung, Form“ beschreibt – bilden dabei zentrale schöpferische Fähigkeiten aus: Einfühlung, Imagination, Reflexion, Wille und Fertigkeit. Ziel künstlerischer Bildung ist dabei nicht bloße Selbstverwirklichung, sondern verantwortungsvolles Handeln im gesellschaftlichen Kontext – insbesondere angesichts der aktuellen ökologischen Herausforderungen.

 

Keynote // Vertr. Prof. Dr. Susanne Quinten  // TU Dortmund
Verkörperte Teilhabe. Zum gemeinschaftsstiftenden und kreativen Potenzial (tanz-)künstlerischer Arbeit im Kontext von Inklusion.

Tanzensembles, in denen Tänzer*innen mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam arbeiten, bereichern schon seit langem die zeitgenössische Tanzszene mit bewegungsästhetischen Innovationen. Sie deuten in ihrer Arbeit Behinderung neu und transformieren diese auf kreative Art und Weise in einen neuen künstlerischen Ausdruck (Quinten 2024). Der Blick auf Beeinträchtigung, Fähigkeiten und Begabung sowie das Verständnis von Tanz werden einer grundlegenden „Re-Vision“ (Elin & Boswell, 2004) unterzogen. Beeinträchtigungen werden als „Variante menschlicher Vielfalt“ (Wansing, 2015, S. 51) anerkannt und als wichtiger Impulsgeber und Motor für Innovation im Kunst- und Kulturbereich sowie darüber hinaus als bereichernd für die gesamte Gesellschaft wertgeschätzt (vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2009, Präambel, Buchstabe m; Wansing, 2015, S. 52). Tanzende mit Behinderungen haben gleichwertig und gleichberechtigt Teil am künstlerischen Schaffen. Teilhabe, Vielfalt (Diversität) und Kreativität sind folglich konstruktiv miteinander verbunden.

 

Dr. Birte Abel-Danlowski // Hamburg

Das Werkstattgespräch. Ein kunst- und museumsdidaktisches Vermittlungsmodell

Das Werkstattgespräch ist ein dynamisches Bildgespräch, das Kunstbetrachtung zusammenführt mit Gestaltungspraxis. Anders als bei distanzierten kunstgeschichtlichen Frontalvorträgen entsteht über die relationale Verbindung von Gespräch, Gestaltungspraxis, Werkbetrachtung und Bezug zur Lebenswelt ein produktives Spannungsfeld, in dem Äußerungen von Schüler*innen zusammengebracht werden mit einer bestimmten aber gleichzeitig offenen und flexiblen Auslegung eines Kunstwerkes.

 

Dr. Olga Bonath // Pädagogische Hochschule Ludwigburg

Könnenwollen

Der Vortrag diskutiert das kunstpädagogische Konzept des Könnenwollens als zentrale Bedingung bildnerischer Lernprozesse. Ausgehend von einer kritischen Analyse traditioneller Begabungsbegriffe wird ein dynamisches Verständnis von Begabung entwickelt, das Motivation, Selbstwirksamkeit und gestalterisches Interesse miteinander verschränkt. Grundlage ist eine qualitative Studie im Rahmen eines Förderprogramms für künstlerisch begabte Kinder und Jugendliche. 

 

Stephanie Borgmann & Katja Börner // Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

Ästhetische Erfahrung und Teilhabe – ein Blick aus bildungstheoretischer Perspektive

Bildung verfolgt das Ziel, durch kritische Reflexion gesellschaftlicher Verhältnisse emanzipative Prozesse zu ermöglichen. Dieser bildungstheoretischen Position folgend soll im Workshop der Idee nachgegangen werden, dass ein Zugang zu solchen Prozessen über ästhetische Erfahrungen möglich sein kann. Ästhetische Erfahrungen unterliegen zwar gesellschaftlichen Machtverhältnissen und reproduzieren darüber einen Status Quo, bieten aber als subjektive Weltzugänge gleichzeitig Möglichkeiten zur kritischen Reflexion dieser Verhältnisse. Dieses dialektische Verhältnis dient als Startpunkt für weitere Überlegungen zur Gestaltung kultureller und künstlerischer Bildungsarbeit, denen wir mit Ihnen nachgehen möchten.

 

Julius Bockelt & Sophia Edschmid // Frankfurt a.M.

Die Goldstein Akademie: Künstler*innen mit Behinderung als Lehrende und Dozent*innen

Wie das Engagement der Goldstein Akademie zeigt, können begabte Künstlerinnen und Künstler mit kognitiver Beeinträchtigung in gesellschaftlich angesehenen Positionen Botschafter in eigener Sache sein. Gerade in der Kunst gilt es, Grenzen zu überwinden und außerhalb der Norm zu denken. Gerade hier haben die Künstlerinnen uns als Expertinnen Erstaunliches zu sagen. Gerade hier leisten sie einen Beitrag, der den bisherigen Denk- und Handlungsraum bedeutend erweitert: Durch sie kann das Bewusstsein für besondere Fähigkeiten wachsen. Und nur durch dieses Bewusstsein können wir begabte Menschen mit Beeinträchtigung in Zukunft vor der gängigen Limitierung ihrer Potenziale schützen.

 

Rachelle Breuer & Dr. Helga Haudeck // Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

Best Practices in Digital Storytelling through Escape Games: Exploring Choice and Creativity

Dieser Beitrag präsentiert einige Best-Practice-Beispiele zur Förderung der Kreativität angehender Lehrkräfte für Englisch als Fremdsprache (EFL). Die Auszüge entstammen einem sprachpraktischen Seminar, in dessen Mittelpunkt traditionelles und digitales Storytelling steht. Ausgehend von einem interaktiven Escape-Game, in welches eine Vielzahl digitaler Tools integriert sind (vgl. https://digitedeu.com/), besteht eine darauffolgende Aufgabe darin, einen Aspekt aus der Geschichte neu zu interpretieren, wodurch Raum für kreatives und kollaboratives Storytelling entsteht.

 

Dr. Claudia Cerachowitz // Hamburg

„Break the silence“ – Konzertdesign als Beispiel partizipativer und kreativer Kultureller Bildung

Im Zentrum des Beitrags steht das Pilot-Projekt „Junge Konzerte Hamburg“, das als innovatives und aktuelles Praxisbeispiel für gelingende künstlerische und kulturelle Bildung vorgestellt wird. Das Projekt verbindet in seiner besonderen Konzeption die zentralen Aspekte Kreativität, Partizipation sowie Konzertdesign und oszilliert damit zwischen den Bereichen Musikvermittlung, Begabungsförderung und Community Music. Die institutionen-übergreifende Initiative lässt sich im Modell der „Musical Creativities“ nach Burnard verorten und zeigt, wie dessen Leitlinien zur Umsetzung solch integrativer Projekte genutzt werden können. Ein Impuls, der auch die Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung im Feld der künstlerischen Prozessbegleitung anregt.

 

Dr. Sarah Fröhlich // Ulm

Ein Selbstportrait malen - Wie kommen Lernende auf Ideen? Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung

Im Kunstunterricht haben Lernende häufig den Auftrag, Aufgaben mit persönlich bedeutsamem Inhalt zu füllen, also eigene Ideen zu entwickeln und die Aufgabe „kreativ“ zu lösen. Wie kommen Lernende in solchen Situationen auf Ideen? Zur Beantwortung dieser Frage hat die Kunstpädagogik bislang psychologische Kreativitätstheorien herangezogen. Der situative Einfluss von Lehrkräften, MitschülerInnen und kulturellen Vorbildern wurde dabei allerdings ausgeblendet. Eine empirische Untersuchung konnte die bedeutsame Rolle des sozialen Bezugs auf Andere und Anderes bei der Ideenfindung von Lernenden nun nachweisen. Aus den Ergebnissen der Untersuchung können didaktisch-methodische Empfehlungen zur Förderung von Kreativität abgeleitet werden.

 

Dr. Lisa Gonser // Tübingen

Künstlerische Bildung im Kindergarten starten: Praxisbeispiele frühkindlicher Förderung

Kindergartenkinder wollen zeichnen, malen, bauen: Denn sie können damit darstellen und mitteilen,  was sie sehen, erfahren oder, was sie für ihre Welt erfinden, wünschen, fühlen. Der Vortrag zeigt erprobte Praxisbeispiele, wie der bildnerische Weltzugang schon im vorschulischen Bereich gefördert wird. Dabei finden Kinder persönliche Darstellungsantworten auf inhaltliche Fragen, die aus Bilderbüchern entspringen: Wie kommst du an dein Geschenk, das so weit oben ist? … Die Aufgaben sind entwicklungsbedingt narrativ, gleichzeitig inhaltlich relevant. So entstehen im Tun Ernsthaftigkeit und Zutrauen in das Darstellen „neuer“ Motive, was zur Differenzierung der kindlichen Bildsprache, Kreativität und künstlerischer Förderung führt.

 

Prof. Dr. Ina Henning // Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

Ästhetische Transformation mittels digitaler Medien- ein Projekt zur künstlerischen Bildung und Vermittlung

Ein Projekt der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd mit der Schäfersfeldschule Lorch hatte zum Ziel, über einen verfügungsoffenen Raum den „primären Dialog“ mit Musik und Kunst einzufordern und den Beteiligten zu ermöglichen, sich als künstlerisch Agierende im kreativen Prozess zu erfahren. Dabei wurden Hergänge des Werdens und Verwerfens, des Scheiterns und Gelingens beleuchtet. Durch Uneindeutigkeit und Vielgestaltigkeit entziehen sich Transformationsprozesse der einen richtigen Lösung. Sie sind damit wichtige Marker, ästhetische Bildung zum Vorbild für zeitgemäßes Lernen in anderen Fächern werden zu lassen, da sie die spezifischen, in ästhetischen Medien liegenden Möglichkeiten von Erkenntnis auf exemplarische Weise verdeutlichen.

 

Dr. Bastian Hodapp // Hochschule Luzern

Kulturelle und soziale Teilhabe durch Höraktivitäten fördern – Einblicke in ein musikgeragogisches Forschungsprojekt

Etwa 20% der Weltbevölkerung sind von einem Hörverlust betroffen – insbesondere ältere Menschen, was soziale Isolation und kulturelle Ausgrenzung begünstigt. Studien belegen, dass die Hörfähigkeiten älterer Menschen aktiviert und gefördert werden können. Jedoch wurde das Potenzial, die auditiven Fähigkeiten durch spezifische Höraktivitäten anzuregen, in der musikgeragogischen Praxis bislang kaum genutzt. Ein angewandtes Forschungsprojekt untersuchte, wie Übungen aus der Klangkunst und den Sound Studies in die musikgeragogische Praxis übertragen werden können. Über acht Monate wurden Hörinterventionen in einer Schweizer Alterseinrichtung erprobt und qualitativ beforscht – mit dem Ziel, die kulturelle und soziale Teilhabe älterer Menschen zu fördern.

 

Prof. Dr. Birgit Hüpping // Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

Die Vielschichtigkeit von Kinderzeichnungen im Kontext partizipativer
Forschungszugänge

Kinder als Expert*innen ihrer Lebenswelt stärker an Forschung zu beteiligen, wird durch die Kindheitsforschung und die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN-KRK, 1989) gestützt. Zudem rückt die Frage der Reflexivität von Forscher*innen in der empirischen Auseinandersetzung mit Kinderzeichnung stärker in den Fokus (Kekeritz & Kubandt, 2022). Diese sind eng mit der Perspektivität des Fremdverstehens sowie Generationen- und Machtverhältnisse in der Forschung verbunden. Dabei fällt auf, dass im Prozess der Forschung die Beteiligungsrechte von Kindern eher selten systematisch bearbeitet werden. Der Beitrag zielt auf die Re-Analyse partizipativer Interaktionsmöglichkeiten von Kindern in der Auseinandersetzung mit Kinderzeichnungen. Im Vordergrund stehen der Entstehungskontext und die Darstellungsabsicht von Kinderzeichnungen, weniger deren inhaltliche Analyse als Datenmaterial. Inwieweit sich rechtebasierte Interaktionen der Kinder während des Einsatzes der Methode Kinderzeichnungen in Bezug auf die Multimodalität und Prozesshaftigkeit von Kinderzeichnungen abbilden lassen, wird mittels einer Reflexionsfolie, bestehend aus dem Konzept des „multislice imaging“ (Kekeritz, 2022; Konecki, 2011) und dem rechtebasierten Modell von Lundy (2007) zur Diskussion gestellt.

 

Dr. Alexander Schneider // FAU Erlangen-Nürnberg

Bildresonanz: Kunstpädagogische Perspektiven auf Weltbeziehung und Teilhabe

Bildresonanz beschreibt ein kunstpädagogisches Verständnis, in dem Wahrnehmen, Vorstellen und Gestalten relational aufeinander bezogen sind. Diese Verflechtung eröffnet einen Raum, in dem Bilder als dialogische Gegenüber begegnen. Bildbegegnung wird so als In-Beziehung-Treten zur Welt verstehbar – als antwortendes Geschehen im Zwischen von Bild und Betrachtenden. Anhand von Beispielen wird gezeigt, wie Resonanzräume entstehen, in denen man Teilhabe erfahren kann.

 

Dr. Alexa Smolka // Ludwigsburg

Skulptur Begabung Lernen – Eine kunstpädagogische Studie

Der Vortrag zeigt, warum das Skulptieren für Kinder und Jugendliche eine bedeutende bildnerische Praxis ist. Er stellt Forschungsergebnisse zu körperlich-räumlichen Gestaltungsprozessen vor und geht der Frage nach, wie skulpturales Arbeiten erlernt und bildnerische Begabung individuell gefördert werden kann. Auf Basis empirisch-hermeneutischer Analysen wird eine relationale, anthropologisch fundierte Skulpturdidaktik entwickelt. Damit fordert der Beitrag eine stärkere Berücksichtigung dieser komplexen Praxis im Kunstunterricht und liefert neue Impulse für die kunstpädagogische Begabungsforschung.

Samstag // 11.10.25

Keynote // Prof. Dr. Thomas Wilke // Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

K.R.E.A.T.I.V.I.T.Ä.T. – Kultur reagiert emphatisch auf Temperatur, Illusion, Veränderung in temporal-ästhetischer Tiefgründigkeit.

Alles ist in Bewegung und alles unter dem Rubrum Transformation fassbar. Gängige Begrifflichkeiten werden mit „Post" versehen oder mit dem Zusatz „New“ – um zu zeigen, dass man sich bereits jenseits dessen bewegt, was die moderne, digitale Welt ausmacht. Für den relativ jungen Begriff der Kreativität gilt das noch nicht, auch wenn er gerade intensiv diskutiert wird, wenn nicht gar selbst zur Disposition steht. Die vier klassischen Forschungsbereiche der amerikanischen Psychologie, die sich im Nachgang der 1950er als Kreativitätsforschung herausbildeten und unter den vier P als Kürzel für person, process, product, „press“ (für Umweltdruck) zusammengefasst wurden, stehen heute ebenso vor einem umfassenden Wandel. Der Beitrag diskutiert aus der Perspektive Kultureller Bildung grundlegende Charakteristika von Kreativität in der Gegenwart als alltägliche, kollaborative, vernetzende, hybride, ökonomische, widerständige und reflexive Praxis, bei der das künstlerische Moment als strukturierendes Dispositiv nicht zu kurz kommt. 

 

Gabriele Hüllstruk // Pädagogische Hochschule Ludwigsburg:

Grundriss 2023, eine partizipative bildhauerische Arbeit

Der „‚Eulenkopf‘ ist eine Siedlung mit etwa 440 Bewohner/innen und liegt in der Universitätsstadt Gießen. Das Quartier ist durch einen drei- bis viergeschossigen Wohnungsbau gekennzeichnet, der nach dem zweiten Weltkrieg entstanden ist. Die Siedlung diente als ‚Notquartier‘ für Flüchtlinge und Obdachlose. Durch die städtebaulichen sowie sozialen Gegebenheiten resultiert eine ‚Insellage‘.“ Der Grundriss ist in einer partizipativen Vorbereitungsphase von 18 Monaten mit Anwohnern und Besuchern zweier Ausstellungen ausgehandelt und gestaltet worden: Standort, Bedarf und Form der Plastik. Kulturamt, KuKo e.V., Universität und Gewerke kooperierten dabei. Er gleicht einer Ausgrabungsstätte, die an Flucht und Urbanisierung erinnert. Die Mauern laden zum Sitzen und Klettern ein. Im Innenraum wird zu jedem Fest im Quartier ein Feuer entfacht.