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Auftaktvortrag der Abt. Medienpädagogik im Rahmen des Institutstags 2022 des Instituts für Erziehungswissenschaft

Vortrag Institutstag Thomas Knaus

Der diesjährige Institutstag des Instituts für Erziehungswissenschaft wurde in diesem Jahr von Prof. Dr. Thomas Knaus eröffnet.  Er widmete sich in seinem Auftaktvortrag der Frage "Was ist Digitalisierung und warum sollten wir (Erziehungswissenschaftler*innen) uns damit befassen?". Der Leiter der Abteilung Medienpädagogik setzte sich in seinem Vortrag zunächst kritisch mit dem Begriff der "Digitalisierung" (und den in diesem Zusammenhang allzu oft gehörten Plattitüden) auseinander. Er warf anschließend einen ethnografischen Blick auf die sichtbaren und spürbaren gesellschaftlichen Metaprozesse – die Mediatisierung und die Digitalisierung – , um zu klären, was diese Prozesse konkret für uns und unsere (soziale und materielle) Umwelt bedeuten. Dazu stellte er fest, dass strukturelle Merkmale wie Referentialität, Vernetzung, Softwarebezug und Algorithmizität die digital-technische Basis des Mediums bestimmen und damit die spezifischen Möglichkeiten und Funktionen sowie die Grenzen eines Mediums. D. h. technologische und technische Aspekte generieren die Möglichkeitsräume. Diese Möglichkeitsräume bestimmen wiederum die (erweiterten) Funktionen und Nutzungsmöglichkeiten des Mediums. Und diese Funktionen beeinflussen unseren Umgang mit den Medien. D. h. jegliches mediale und technische Artefakt transportiert stets „ein-geschriebene“ (pro-grammierte) Werte, Annahmen und Einstellungen ihrer Entwickler*innen – Einstellungen, die möglicherweise unreflektiert in das menschliche Miteinander und in gesellschaftliche Vollzüge übernommen wurden.

Thomas Knaus machte deutlich, dass der digitale Wandel – die sog. "Digitalisierung" – aus diesem Grund gleich über mehrfache Bedeutungen für das Bildungssystem verfügt: In Bezug auf neue Möglichkeiten (und damit verbundene Herausforderungen) für die Gestaltung von Lehr- und Lernangeboten, aber auch als neuer Lern- und Inhalts- und Aufgabenbereich. Bedauerlicherweise sei jedoch die (gesellschaftliche) Gestaltungsaufgabe in Bezug auf Medien und Technik bisher technischen Profis überlassen worden. Im Ergebnis führe dies dazu, dass technologische und technische Entwicklungen bisher kaum bezüglich ihrer kultur- und gesellschaftstheoretischen Bedeutung diskutiert werden.

Hier werde nach Knaus nicht nur ein dringender (wissenschaftlicher) Nachholbedarf sichtbar, sondern dies erkläre auch, warum der digitale Wandel unsere Gesellschaften und Demokratien so sehr fordert: "Wer trifft künftig die ethischen und juristischen Entscheidungen, auf deren Basis unsere Welt in technische und informatische Modelle abgebildet werden? Bisher haben wir die Technik primär genutzt und das Nachdenken darüber anderen überlassen. Dabei ist die Fähigkeit zur (analytischen, reflexiven und ethischen) Medien- und Technikkritik, ein konzeptionelles Medien- und Technikverständnis sowie die erweiterten Inhaltsbereiche elementare Voraussetzung für Mündigkeit und gesellschaftliche Handlungsfähigkeit."

Der Vortrag ist im YouTube-Channel von Thomas Knaus abraufbar: Was ist Digitalisierung und warum sollen wir (Erziehungswissenschaftler*innen) uns damit befassen? In seinem YouTube-Channel hat Professor Knaus noch weitere Vorlesungs- und Vortragsmitschnitte zum Themenbereich verlinkt und auch einige kurze Clips zur dieser und weiterfühenden Fragestellungen erstellt: z. B. in der Playlist "medienpädagogische Basics" aus der Serie "Medienpädagogik im Schaukelstuhl".