2008: Liebe auf den ersten Blick
Ein Theater-, Kunst- und Musikprojekt unter der Leitung von:
Gabriele Czerny (Theater)
Thomas Bickelhaupt (Kunst)
Robert Lang (Musik)
Oliver Altmann (Tanz)
„Was Ohrfeigen sind, weiß jeder. Was die Liebe ist, hat noch nie jemand herausbekommen.“ Heinrich Heine
Seit dem 19. Jahrhundert gilt die Liebe als letzter Fluchtpunkt, der noch nicht vom strategischen Denken, von der Logik des Marktes eingeholt ist. Und doch mehren sich die Anzeichen, dass das utopische Liebesideal einer „Außeralltäglichlkeit" mehr und mehr von der kalten Welt der Ökonomie aufgesogen wird.
Wie ist die Liebe literarisch, künstlerisch, biografisch und musikalisch repräsentiert? Welche Facetten der „Liebe auf den ersten Blick" gibt es? Ist sie auf das Du begrenzt, oder ist es nicht auch reizvoll, der Liebe etwa zu Gegenständen oder zur Natur auf die Spur zu kommen? Wie haben andere Menschen die Liebe erlebt?
Zu diesen Fragen haben 60 Studierende des Erweiterungsstudiengangs Spiel- und Theaterpädagogik und der Fächer Kunst und Musik der PH Ludwigsburg zwei Semester lang experimentiert, improvisiert und gestaltet. Lassen Sie sich von unserem musikalisch-theatralen Bilderbogen zum Thema „Liebe auf den ersten Blick" überraschen!
16./17. Juni 2008
Fotos: Herwig Seemann
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Ludwigsburger Kreiszeitung:
Gibt es die Liebe auf den ersten Blick? Die Studenten meinen: Ja, vielleicht.
Studenten suchen nach der Liebe
Theaterprojekt der Pädagogischen Hochschule - Einblicke in Ludwigsburger Biografien
Mit Tiefgang und Witz, mit fröhlichem Spiel und todernster Pose, mit alten Göttergeschichten und aktuellen Interviews haben Studenten der Pädagogischen Hochschule versucht, dem Phänomen Liebe auf die Spur zu kommen.
Von Astrid Killinger
Drei Vorstellungen ihres Semesterprojektes "Liebe auf den ersten Blick" waren mit insgesamt über 1000 Zuschauern gut besucht.
Eine Antwort auf die von ihnen aufgeworfene Frage, ob die „Liebe auf den ersten Blick" existiere, wollten die Studierenden nicht geben. Vielmehr stellten sie mit allen Mitteln der Kunst und ansteckendem Spielvergnügen dar, wie unterschiedlich die Erfahrungen und Ansichten der Menschen dazu sind. Doch war eine Tendenz heraushörbar, wie sie die Liebe am ehesten sehen möchten. Gegen Ende des collageartig zusammengesetzten Werkes ragt der Satz heraus, sie komme vielleicht doch vor, als unerklärlicher Zauber.
Mit einem ideenreichen, von den Zuschauern mit sichtlicher Faszination verfolgten Film, beginnt das Stück. Neben vielen überzeugenden Verbildlichungen des abstrakten Sujets berührt besonders das Interview, das Studenten mit einer Frau aus einem Ludwigsburger Pflegeheim führten.
In bewundernswerter Offenheit gibt sie Erinnerungen an ihre Begegnung mit einem „sehr hübschen Schwarzen" preis, als sie 18 Jahre alt war. Sie erzählt von Schmetterlingen im Bauch, Unsicherheit und äußeren Bedingungen.
Vom Rollstuhl aus verfolgte diese Protagonistin den Film, der nach zwei Terminen in der PH-Aula im Riesenbau des Schlosses gezeigt wurde. Dann ging es über den Hof in die Ordenskapelle, wo die Zuschauer ein Standbild stark geschminkter, stummer Mimen empfing.
Als sich die Starre löste, wechselten sich die Geschwätzigkeit einer Talkrunde mit verträumtem oder wildem oder erotischem Tanz, mit philosophierend erzählerischen und teilweise parodierenden musikalischen Einlagen ab. Für Lacher sorgten Riesengeräte, mit denen Flirttechniken wie Wimpernklimpern und Trägerrutschenlassen vorgeführt wurden.
Und wieder brachten es die Studenten fertig, im Trubel ihrer erfundenen, mit vielerlei literarischen Vorlagen gestalteten Szenen, den schlichten Sätzen einer 85-jährigen Ludwigsburgerin über ihre Liebe eine besondere Aura zukommen zu lassen.
Das Theaterprojekt ist eine Zusammenarbeit des Erweiterungsstudienganges Spiel und Theaterpädagogik sowie Kunst- und Musikstudenten.
Bild: Michael Fuchs
