Zahlreiche Lyriker:innen in der Ukraine geben dem persönlich Widerfahrenen eine Stimme, bringen das Grauen zur Sprache, verdichten es, finden Worte für das Unsägliche. Zusammen mit Studierenden der Klangwerkstatt für die Wortbühne (Johannes Weigle) haben die Studierenden Texte aus diversen Anthologien gesichtet und eine literarisch-musikalische Inszenierung erarbeitet.
die botschafter des krieges
wir wickeln uns in eine decke aus krieg
wir machen kriegsdiät
wir essen ihn morgens
wir essen ihn mittags wir essen ihn abends
krieg tropft aus den augen
schleift die sohlen an unseren derben stiefeln
bohrt sich als span unter die haut und beginnt zu eitern
wir tragen den krieg in unseren köpfen weiter
wir tragen den krieg in unseren mündern weiter
zu fuß in lastwagen und autos in fernbussen und vorortzügen
über die grenzen von größeren und kleineren orten
über staatsgrenzen
auf den radiosendern läuft nur krieg-krieg
wir schalten den fernseher ein --- krieg - krieg
wartesäle fremde häuser straßen telefonate füllen wir mit krieg
das gehörte gesehene die nachrichten von der front erzählen
wir weiter
der krieg besetzt unsere körper
tief in den mündern reißen die wörter nicht ab
1. März 2022, Daryna Gadun, übersetzt von Claudia Dathe
Einlass ab 19.30 Uhr,
veranstaltet von Spiel- und Theaterpädagogik & Literatur-Café,
Eintritt frei, um Spenden wird gebeten