Das beantragte Projekt CT für Alle zielt darauf ab, die Kompetenzen angehender Lehrkräfte im Bereich informatischen Denkens (Computational Thinking; CT) zu stärken. Hiermit wird die PH Ludwigsburg den in den Handlungsempfehlungen der KMK geforderten schulischen Bildung in diesem Bereich im Zeitalter von KI (KMK, 2021, 2024) und der Kultur der Digitalität (Stalder, 2016) gerecht. Aktuell wird zudem in Baden-Württemberg ein neues Schulfach „Medienbildung, KI und Informatik“ eingeführt, auf das die Lehrkräfte aller Schularten und Fächer vorbereitet werden müssen. Ergänzend zur wissenschaftlich fundierten Einführung von Veranstaltungsangeboten soll ein adaptives Messinstrument für die multidimensionale und vorwissensunabhängige Erfassung von CT Competence und Literacy entwickelt werden. Folgende Projektergebnisse sollen als OER veröffentlicht und langfristig an der PHL verwertet werden: (1) Veranstaltungsangebote zu CT, (2) adaptives Messinstrument zu CT, sowie (3) ein Bewertungs-, Qualitätssicherungs- und kontinuierliches Veröffentlichungskonzept für die von Studierenden in den Veranstaltungen erstellten aktivierenden Lehr-Lern-Materialien.
In einer zunehmend digitalisierten Welt ist ein grundlegendes Verständnis für digitale Technologien und algorithmische Prozesse – das Herzstück dieser Technologien – unerlässlich, um als mündige Bürger*innen den Herausforderungen der modernen Gesellschaft gewachsen zu sein (NRC, 2012). Digitale Kompetenz umfasst nicht nur die Nutzung digitaler Werkzeuge , sondern auch das Verstehen und kritische Reflektieren der zugrundeliegenden Prinzipien (Lexa, 2021). Wer keine Basiskenntnisse über informatische Konzepte wie Algorithmen besitzt, dem bleiben die zugrundeliegenden Prozesse vorenthalten, die unseren Alltag prägen, und ist somit anfällig für Manipulation und Missverständnisse in einer digital geprägten Umwelt (Bhatt & MacKenzie, 2019). Die Fähigkeit, zugrundeliegende Algorithmen zu verstehen oder eigenständig zu entwickeln, um die digitale Welt aktiv und reflektiert zu verstehen und mitzugestalten, ist ein Kernbereich des informatischen Denkens oder Computational Thinking (CT), wie es inzwischen auch auf Deutsch bezeichnet wird. CT bedeutet formal, komplexe Probleme zu verstehen, präzise zu formulieren und infolge systematisch lösen zu können (Wing, 2006) und gehört zu den „21st century skills“ (Ananiadou & Claro, 2009). CT hat weltweit Einzug in die Bildungspläne gehalten, bei 15 EU-Ländern sogar bereits in den Grundschulen (Bocconi et al., 2022), während in Deutschland trotz Empfehlungen (Best et al., 2019) der Ausbau des Pflichtfachs Informatik und die Einführung von CT in Grundschulen international stark hinterherhinkt (EACEA, 2022).
Das beantragte Habilitationsprojekt soll ein querschnittlich angelegtes Veranstaltungsangebot zu Computational Thinking für Lehramtsstudierende aller Fächer in Grundschule, Sekundarstufe I und Sonderpädagogik der PHL entwickeln, curricular verankern und evaluieren. Die Querschnittslehrveranstaltung sowie ergänzende Angebote zur praktischen Erprobung der digitalen Werkzeuge und Arbeitsweisen sollen Studierende bei der Entwicklung der CT-Kompetenzen unterstützen.