Gefördert von MOVETIA – Schweizerische Stiftung für die Förderung von Austausch und Mobilität wird im Rahmen des Projekts «MentEd.ch - Bringing mentalisation-based education to Switzerland» (Projektnr. 022-1-CH01-IP-0046) und in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg wird im Sommersemester eine internationale Online-Ringvorlesung zum Thema Mentalisierungsbasierte Inklusions- und Sonderpädagogik in Verbindung ermöglicht.
Im Zuge des Erscheinens der vom Netzwerk Mentalisierungsbasierte Pädagogik MentEd.net veröffentlichten Herausgeberbände Handbuch mentalisierungsbasierte Pädagogik (Gingelmaier et al., 2018), Praxisbuch mentalisierungsbasierte Pädagogik (Gingelmaier & Kirsch, 2020) und Soziales Lernen, Beziehung und Mentalisieren (Kirsch et al., 2022) wurde grundlegend dargestellt, dass eine Anwendung des Mentalisierungskonzepts in pädagogischen Handlungsfeldern – bezeichnet als mentalisierungsbasierte Pädagogik – sinnhaft begründbar und vielversprechend ist.
Die Ringvorlesung greift dabei eine disziplinäre und professionsbezogene diskursive Auseinandersetzung zur Etablierung und kritischen Konsolidierung einer Mentalisierungsbasierten Inklusions- und Sonderpädagogik im Bildungsraum Schule auf.
Bisher konnten als Referent:innen gewonnen werden:
Prof. Dr. Holger Kirsch (EH Darmstadt), Prof. Dr. Stephan Gingelmaier (PH Ludwigsburg), JProf. Dr. Nicola-Hans Schwarzer (PH Heidelberg), Prof. Dr. em. Manfred Gerspach (Goethe Universität Frankfurt), M.D. Tobias Nolte (University College, London, England), Dr. Maria Teresa Diez Grieser (Zürich) ...
Projektbeschreibung
Der Mentalisierungsansatz ist eine innovative Theorie und betont die Fähigkeit, dem eigenen und dem Verhalten anderer eine Bedeutung zuzuschreiben, indem mentale Zustände (z.B. Emotionen, Wünsche oder Gedanken) unterstellt werden, die dem Verhalten zugrunde liegen.
Die Fähigkeit zu Mentalisieren entwickelt sich in der Kindheit bis in die Adoleszenz entlang der Beziehungserfahrungen. Sie ist eine der entscheidenden Grundlagen der Entwicklung des Selbst und der Emotionsregulierung. Anhaltende oder schwere Kindheitsbelastungen (z.B. Trauma) können die Fähigkeit zu mentalisieren vorübergehend oder dauerhaft beeinträchtigen. Unter erhöhtem emotionalem Arousal (Stress) ist es Menschen nur noch bedingt möglich, die Perspektive des Gegenübers einzunehmen oder eine reflektierende Problemlösung zu verwirklichen.
Kinder und Jugendliche mit Einschränkungen der Mentalisierungsfähigkeit oder besonderer Stressvulnerabilität zeigen häufig Aufmerksamkeitsprobleme oder ein herausforderndes Verhalten in der Schule, der Familie oder gegenüber Gleichaltrigen. Dieses Verhalten besser zu verstehen und Stress besser regulieren zu können ist eine Voraussetzung für soziales Lernen und beeinflusst Schulerfolg, soziale Teilhabe und Resilienz.
Aus der Entwicklungspsychologie und der erfolgreichen Anwendung der Mentalisierungstheorie in Psychiatrie und Psychotherapie wurden neue grundlegende Kenntnisse zur Regulierung von Emotionen, von Aufmerksamkeit und Verhalten und über soziales Lernen erarbeitet. Diese finden zunehmend Eingang in pädagogische Felder.
Die internationale und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Arbeitsgruppe aus Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen hat sich die Aufgabe gestellt die praxisrelevanten Aspekte des Mentalisierungsansatzes in einem Curriculum zur Fortbildung von pädagogischen Fachkräften in der Sozialen Arbeit (z.B. Kinder und Jugendhilfe), Schule, und Kindheitspädagogik, umzusetzen und damit zur Professionalisierung pädagogischer Fachkräfte beizutragen. Berufsbezogene Selbsterfahrung und die Reflexion des institutionellen Umfeldes fördern das Erkennen und den Umgang mit Stress und Konflikten und tragen zur inklusiven Bildung und Teilhabe von benachteiligten Kindern und Jugendlichen und zur Gesundheitsförderung bei.
Da die aktuelle Forschung die Erfolge des Mentalisierungstrainings demonstrieren kann, soll ein Modellcurriculum in den Niederlanden, England, Deutschland und Österreich entwickelt werden. Das für interessierte Fachkräfte leicht zugänglich gemachte Curriculum soll als europaweiter Vorreiter für Fort- und Weiterbildungen von pädagogischen Fachkräften gelten. In 'train the trainer' Seminaren werden interessierte Fachkräfte unterstützt um die Fortbildung in ihren Institutionen selbst durchzuführen. Ebenso werden interessierte Hochschullehrende darüber informiert, wie die Lehrinhalte und Lernmaterialien in der Hochschulausbildung pädagogischer Fachkräfte integriert werden können.
Antragsteller und geförderte sowie assoziierte Partner
Evangelische Hochschule Darmstadt (Prof. Dr. H. Kirsch), Pädagogische Hochschule Ludwigsburg (JProf. Dr. S. Gingelmaier, Dr. T. Kreuzer), Ludwig Maximilians Universität München (Dr. B. Rauh, akadem. Rat.), Alpen Adria Universität Klagenfurt (Prof. Dr. A. Turner), University College London (T. Nolte MD, Prof. Dr. Peter Fonagy ), De Viersprong Institute/Niederlande (Dr. J. Hutsebaut)
und assoziierte Partner
Universität Heidelberg (Prof. Dr. S. Taubner, Dr. C. Bark), Berta von Suttner Uni St. Pölten/Austria (Prof. Dr. M. Wininger), Katho – NRW, Münster (Prof. Dr. Y. Brandl), Uni-Koblenz-Landau (Prof. Dr. A. Dlugosch, M. Henter), TH-Rosenheim (Prof. Dr. J. Huber), University Helsinki/Finnland (Prof. M. Kalland
Förderung: seit 2019
Projektnummer: 2019-1-DE01-KA203-004967
Mitarbeit Finanzbeauftragter und Mitgliedschaft im von der DFG geförderten wissenschaftlichen Netzwerk Mentalisierungsbasierte Pädagogik (MentEd) - Having the Child in Mind.
Projektbeschreibung:
Mentalisieren ist das spezifisch menschliche Verstehen, das eigene Verhalten oder das Verhalten anderer Menschen durch Zuschreibung mentaler Zustände zu interpretieren (Fonagy, 2002, S. 5). Hinter dieser Alltagsfähigkeit steht ein komplexer inter- und intrapsychischer Vorgang, der durch ein Modell aus klinischer Psychologie, Neuro- und Entwicklungspsychologie empirisch breit bestätigt wurde. Das Ziel des wissenschaftlichen Netzwerkes Mentalisierungsbasierte Pädagogik (MentEd) – Having the Child in Mind ist es, den Austausch über die Relevanz dieses Konzeptes für die Pädagogik und ihre Anwendungen aufgrund des aktuellen Standes der Forschung zu erörtern und Verständigung darüber zu erzielen, ob dieses bisher weitestgehend unbearbeitete Feld, gezielt und koordiniert beforscht werden sollte. Es lässt für drei ungelöste Problemfelder in der Pädagogik wichtige Impulse erwarten, die hier als Cluster (I Evidenzbasierung, II Beziehungen, III Stress) dargestellt werden. Durch die Zusammenarbeit werden deswegen verschiedene, hochwertige identifizierbare Produkte in sechs Netzwerktreffen entstehen, die sichtbare, nachhaltige Grundlage für weitere Aktivitäten sein sollen.
Antragssteller:
Professor Dr. Stephan Gingelmaier
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Fakultät für Sonderpädagogik
Förderschwerpunkt: soziale und emotionale Entwicklung
Förderung: 2017 - 2020
Projektnummer (DFG): 342186795
Projektbeschreibung
Ziel des Forschungsprojektes StuMoG ist es, Studienwahlmotive Lehramtsstudierender an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg quantitativ (Fragebogenerhebung) und qualitativ (narrative Interviews) unter Berücksichtigung biographischer Einflussfaktoren zu erheben. Dabei stehen zwei Gruppierungen im Fokus der Untersuchung: männliche Studierende des weiblich konnotierten Grundschullehramtes und weibliche Studierende im ‚PhIT‘-Bereich, d. h. in den nach wie vor männlich konnotierten naturwissenschaftlichen und technischen Fächern wie Physik, Informatik und Technik. Erste Ergebnisse, basierend aus der Auswertung von 362 Fragebögen, wurden im Rahmen des Deutsch-israelischen Symposiums in Beit Berl Israel im März 2015 vorgestellt.
Antragsteller
Tillmann Kreuzer, Cornelia Rémon und Rosemarie Godel-Gaßner
Förderung: 2015-2019
Projektnummer: StuMog (PH Ludwigsburg)