Im Cultural Leadership Lab ist Raum für lautes Denken, über Cultural Leadership und Zusammenarbeit in Kulturorganisationen, über Transformationsprozesse und ihre Stolpersteine genauso wie über gelungene Ideen und Beispiele aus der Praxis.
Dieser Blog wird geführt von Prof. Dr. Andrea Hausmann und enthält Beiträge, die auf LinkedIn veröffentlicht wurden.
Wirksame Führung braucht Kompetenzen. Unser Weiterbildungspaket „Leadership & Transformation“ setzt genau da an. In der Reihe „Cultural Leadership Skills“ stelle ich in lockerer Reihenfolge Schlüsselkompetenzen vor, die bei uns im Fokus stehen.
Nach meinen Posts zu (2) Kooperationskompetenz und (3) Diversitätssensibilität, geht es heute um Entscheidungskompetenz, einem Thema, dem ich mich auch am 6./7. November im Rahmen meines Seminars „Wirksam führen in Kulturorganisationen. Aufgaben kennen, Beziehungen gestalten“ widme.
Führungskräfte stehen regelmäßig vor komplexen Herausforderungen. Tagtäglich müssen programmatische, personelle, finanzielle oder organisatorische Entscheidungen getroffen werden – und dies häufig unter erheblichem Zeitdruck.
Eine ausgeprägte Entscheidungskompetenz oder anders ausgedrückt, die Fähigkeit,
ist daher essenziell für den Erfolg von Führung. Wie aber die eigene Entscheidungskompetenz stärken? Dafür habe ich folgende Empfehlungen:
Fazit: Entscheidungskompetenz ist eine Schlüsselqualifikation für Führungskräfte. Je ausgeprägter diese Kompetenz ist, desto besser für die Zukunftsfähigkeit von Kulturorganisationen. Kluge Führungskräfte fördern diese Kompetenz auch in ihrem Team, damit jede Hierarchieebene befähigt wird, Entscheidungen zu treffen – und zu verantworten.
Mehr zum Thema finden Interessierte bei Hausmann, A./Zischler, L. (2024): Leadership in Arts Organisations, MacMillan und Ehlers, U.-D. (2020). Future Skills, Springer: Wiesbaden.
11.07.2025
Wirksame Führung braucht Kompetenzen. In der Reihe „Cultural Leadership Skills“ gehe ich auf die vielfältigen, spannenden Inhalte unseres Weiterbildungspakets „Leadership & Transformation“ ein.
Nach meinem Post zu Netzwerkkompetenz geht es heute um die Bedeutung von Diversitätssensibilität, ein Thema dem sich Dr. Hendrikje Brüning Brüning im Juli widmet. Sie ist erfahrene Beraterin und Dozentin und begleitet erfolgreich Veränderungsprozesse mit dem Ansatz der Reflexiven Organisationsentwicklung.
Diversitätssensibilität bedeutet, die Vielfalt von Mitarbeitenden im Hinblick auf heterogene Lebensrealitäten, Identitäten und Backgrounds wahrzunehmen und anzuerkennen. Darin eingeschlossen ist ein offener Blick für eingefahrene Wahrnehmungs- und Denkmuster sowie persönliche Privilegien und die Bereitschaft, sich eigener Stereotypisierungen bewusst zu werden und Vorurteile abzubauen.
Diversitätssensibles Führungsverhalten fördert das Zugehörigkeitsgefühl und die Arbeitszufriedenheit in Teams und unterstützt die Öffnung von Kultureinrichtungen hin zu gesellschaftlicher Vielfalt und Chancengleichheit. Um diversitätssensibles Handeln und Zugehörigkeit in der internen Kultur nachhaltig zu verankern, sollten Führungskräfte
Fazit: Diversitätssensibilität ist für Führungskräfte in Kulturorganisationen eine wichtige Kompetenz, weil sie die Grundlage für ein respektvolles, diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld schafft, dadurch Zusammenarbeit, Arbeitszufriedenheit und Performance fördern kann – und sich indirekt auch positiv auf die Zugänglichkeit von Kulturorganisationen für ein vielfältige(re)s Publikum auswirkt.
Mehr zum Thema „Diversity“ finden Interessierte z.B.
... auf der Website des Zentrum für Kulturelle Teilhabe: https://lnkd.in/e3-gSYX6
…im Whitepaper „Erfolgsfaktor kulturelle Diversität und faire Teilhabe“: https://lnkd.in/eMDq8awd
...im Positionspapier der Kulturstiftung des Bundes: https://lnkd.in/epmsKdRH
01.07.2025
Wirksame Führung braucht Skills. Deshalb haben wir am Institut für Kulturmanagement Ludwigsburg vergangenes Jahr viel Zeit in die Konzeption eines Weiterbildungspakets für Verantwortungstragende im Kulturbereich gesteckt - mit Werkzeugen, die reflektiert eingesetzt werden können und einem Fundament, das Führungskräfte selbstbewusst und situationsgerecht handeln lässt. Ganz wichtig ist dabei die konkrete Anwendungsfähigkeit im Führungsalltag und die Erweiterung und Schärfung des eigenen Handlungsspielraums.
In der Reihe „Cultural Leadership Skills“ gehe ich auf die konkreten Inhalte unserer Kompaktseminare und Short Sessions unseres Weiterbildungspakets „Leadership & Transformation“ ein.
Es geht los mit dem Thema „Kooperationsmanagement und Netzwerke“ bei Nena Sindia Eckelmann als Führungskraft und Expertin in Sachen Networking. Sie ist seit vielen Jahren als Leiterin der Abteilung Development an den Staatstheatern Stuttgart tätig und vermittelt im Juli sowohl Mitarbeitenden als auch Führungskräften wertvolles Know-how zur Identifikation und richtigen Ansprache von Partner*innen.
Je nach Größe und personellen Ressourcen der Einrichtung können Führungskräfte in diesem Feld folgende Aufgaben übernehmen:
Fazit: Kooperationen und Netzwerkaufbau sind wichtige Hebel für moderne und nachhaltig erfolgreiche Kultureinrichtungen und ein strategisches Handlungsfeld im Kulturmanagement.
18.06.2025
Führung ist in Kulturorganisationen, auch angesichts zunehmender Komplexität und Systemherausforderungen, ein immens wichtiges Thema geworden. Gute, wirksame Führung fördert u. a. Performance, Arbeitszufriedenheit und Teamzusammenhalt, schlechte Führung bewirkt das Gegenteil.
Wie aber kommen Verantwortungstragende in Kulturorganisationen angesichts oft fehlender (fachlicher und/oder praktischer) Vorerfahrungen zu wirksamer Führung?
Dazu braucht es die Entwicklung von Führungskompetenz.
Mit Kompetenz meine ich die Fähigkeit, Wissen und Können (d. h. Fähigkeiten und Fertigkeiten) zu verbinden, um berufliche Handlungsanforderungen zu bewältigen - insbesondere auch in jenen Situationen, die ein nicht routinemäßiges Handeln und Problemlösen erfordern.
Wichtig ist: Kompetenzen i.e.S. lassen sich nicht erlernen – und nicht durch andere vermitteln. Was sich aber erlernen und von uns in der Weiterbildung vermitteln lässt, ist Wissen.
Vor diesem Hintergrund beschäftigen wir uns intensiv damit, welches praxisnahe Wissen es in welchen Themenfeldern braucht, damit Führung in Kulturorganisationen gelingt.
Wir haben uns für folgenden Kanon entschieden, den wir regelmäßig um neue Themen/Formate ergänzen und den ich nachfolgend beispielhaft illustriere:
09.06.2025
Der World Happiness Report 2025 ist publiziert und enthält wie immer interessante Ergebnisse. Und dabei geht es mir Weiteren nicht darum, wie glücklich oder unglücklich Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern ist (Platz 22 von 147), sondern um einen konkreten Happiness-Faktor. Aber der Reihe nach:
Ich nahm im persönlichen Arbeitskontext bei einer Organisationseinheit mit hohem Servicecharakter seit einiger Zeit wahr, dass sich hier der Umgang mit den internen Kunden und Kundinnen um 180 Grad gedreht hatte: Von vorher mürrisch, barsch und unflexibel, hin zu Interaktionen, die nicht nur mich mit gutem Gefühl und einem Lächeln aus dem Kontakt entließen.
Ich war sehr angetan und knobelte berufsbedingt an der Frage herum, was sich da wohl im Leadership verändert haben könnte. Tage später bekam ich eine mögliche Antwort nonverbal geliefert: Das besagte Team saß in stiller Einmütigkeit beim gemeinsamen Frühstück.
Und tatsächlich zeigt die empirische Forschung, und hier kommt der World Happiness Report 2025 wieder ins Spiel, dass gemeinsames Essen Beziehungen stärken und Stress lindern kann. Einige Zitate aus dem Bericht: „Those who share more meals with others report significantly higher levels of life satisfaction and positive affect, and lower levels of negative affect. This is true across ages, genders, countries, cultures, and regions. (...) Meal sharing also appears to be closely related to some, but not all, measures of social connectedness. (...) Social connections are important drivers of happiness“ (S. 59).
Auch wenn es im WHR nicht spezifisch um gemeinsames Essen in der Arbeitswelt geht und noch einiges ungeklärt ist, was die Kausalzusammenhänge des Teilens von Mahlzeiten, des subjektiven Wohlbefindens und der sozialen Beziehungen betrifft, so erlaubt der aktuelle Forschungsstand zweifellos, das mal auszuprobieren. Und zwar in guten, wie in schlechten Zeiten – so wird das gemeinsame Essen in der Konfliktliteratur aufgrund seiner hohen Symbolkraft als ein probates Mittel zur Deeskalation und Kontakt(wieder)herstellung diskutiert.
Helliwell, J. F., Layard, R., Sachs, J. D., De Neve, J.-E., Aknin, L. B., & Wang, S. (Hrsg.). (2025). World Happiness Report 2025. University of Oxford: Wellbeing Research Centre. (Kapitel 3).
Jiranek, H./Edmüller, A. (2021). Konfliktmanagement. Konflikten vorbeugen, sie erkennen und lösen.
6. Aufl. Haufe: Freiburg, S. 245f.
03.06.2025
Nach meinen Posts zu Varianten sowie Chancen und Risiken von geteilter Führung in Kulturorganisationen geht es heute abschließend um die Gelingensbedingungen. Wieder liegt der Fokus auf Co-Leadership mit zwei Führungspersonen im Top Management, wobei vieles auch für andere Modelle gilt.
01.06.2025
Von echten Doppelspitzen, Co-Leadership im Jobsharing, über kollektive Führung und Shared Leadership gibt es verschiedene Varianten geteilter Führung in Kulturorganisationen. Und es gibt gute Gründe für die Verteilung von Führungsaufgaben auf mehrere Schultern. So ist das Führungsmodell prinzipiell geeignet, um Kulturorganisationen in unserer dynamischen, komplexen Arbeitswelt agiler, innovationsfreudiger, resilienter aufzustellen. Es gibt allerdings auch nicht wenige Risiken, die mit geteilter Führung verbunden sind – und die zu organisationaler Schwerfälligkeit, Innovationsaversion und Labilität führen können. In meiner Infografik dazu liegt der Fokus auf Co-Leadership zwischen zwei Führungskräften im Top Management.
Weil für andere Varianten von Co-Leadership (siehe vorheriger Post) andere bzw. zusätzliche Risiken gelten, möchte ich nachfolgend noch auf zwei Besonderheiten eingehen:
Die Führungsspitze besteht aus drei Personen, es entsteht also ein Beziehungsdreieck. Das geht im besten Fall gut, weil sich Mehrheiten und Koalitionen, z. B. bei Entscheidungen, sachorientiert immer wieder neu bilden können. Im anderen Fall kann es allerdings passieren, dass sich in der Triade dauerhaft zwei Beteiligte stärker verbunden fühlen, der/die Dritte also oft – tatsächlich oder gefühlt – außen vor ist. Das kann viele Gründe haben: Zwei haben gemeinsam angefangen, kennen sich aus anderen Projekten, teilen denselben fachlichen Background etc. etc. Wird diese dyadische Allianz nicht aufgelöst, bleibt der dritten Person also der Zugang zu wichtigen Ressourcen (Einfluss, Kontrolle, Informationen etc.) dauerhaft verwehrt, so wird dieses Führungsmodell vorzeitig scheitern (und wegen der Konfliktanfälligkeit persönlichen und organisationalen Schaden anrichten).
Führungskollektive sind unterschiedlich groß, von vier über sechs bis acht Personen findet sich einiges (u. a. abhängig von der Anzahl der Sparten/Geschäftsbereiche). Hier gilt es die mit wachsender Kollektivgröße exponentiell ansteigenden Kommunikationsbeziehungen im Blick zu behalten: Während 4 Personen 6 Kommunikationslinien haben, entstehen bei 6 Personen bereits 15, wenn alle mit allen direkt sprechen wollen. Diese Komplexität lässt sich nicht nur theoretisch berechnen (KL = n⋅(n−1)/2), sondern viele, die Teil solcher Führungskollektive waren, stellen auch ganz praktisch fest, was es bedeutet, wenn alles so intensiv miteinander diskutiert werden muss ( Inhalte, aber z. B. auch Führungsstile, Umgang mit Konflikten, Krisen, Stakeholdern), dass am Ende viel zu wenig Zeit für das Eigentliche, die Kunst, die Inhalte, bleibt. Erschwerend kommt hinzu, dass auch ein kollektives Leitungsmodell nicht als Selbstläufer vor Machtmissbrauch schützt.
28.05.2025
Kulturorganisationen müssen sowohl künstlerisch (inhaltlich/wissenschaftlich) als auch kaufmännisch geführt werden. Beide Aufgaben sind anspruchsvoll, benötigen eigene Kompetenzen und können selten durch eine Person allein abgedeckt werden. Vor allem für größere Kulturorganisationen – in anderen Fällen auch aufgrund des expliziten Wunschs der Träger – wird seit einigen Jahren das Modell der geteilten Führung propagiert.
Geteilte oder plurale Führung – englisch: Co-Leadership – bedeutet im Kern nichts anderes, als dass sich zwei oder mehr Personen Verantwortung teilen und Entscheidungskompetenzen kombiniert werden. Ab hier besteht dann weniger Einigkeit in Forschung und Praxis, vielmehr gibt es viele Varianten dieses Führungsmodells und einiges an Begriffswirrwarr.
Seltenes Glück, es gibt tatsächlich aktuelle Literatur aus dem Kulturmanagement zum Thema: Reid, W./ Fjellvær, H. (2023). Co-Leadership in the Arts and Culture. Sharing Values and Vision. Routledge: Oxon. Sowie frisch aus der deutschen Praxis ein Interview mit Dr. Christina Ludwig im Interview mit Kristin Oswald (2025): Aus eins mach zwei. In: Kulturmanagement Network Magazin, Jan/Feb 2025, Nr. 182, S. 73-78. Betriebswirtschaftliche Literatur: Endres, S./Weibler, J. (2019). Plural Leadership. Eine zukunftsweisende Alternative zur One-Man-Show Wiesbaden: Springer.
Spoiler alert: Ich blicke auf dieses Thema nicht allein aus theoretischer Perspektive, bin vielmehr selbst seit über 8 Jahren Teil eines solchen Führungsmodells. Ich habe mich damals bewusst dafür entschieden, nach über 14 Jahren universitätstypischer "Alleinherrschaft". Bewusst heißt, ich war mir im Klaren darüber, dass geteilte Führung Entwicklungsschritte verlangen wird, wenn sie funktionieren soll. It was not always easy… Daher geht es in einem nächsten Post mit den Chancen, Herausforderungen und Gelingensbedingungen weiter.
13.05.2025
Eine der größten Veränderungen in der Arbeitswelt von Kulturorganisationen ist die Abnahme der Büropräsenz und die Zunahme von Homeoffice. Auf das Thema kann man aus unterschiedlichen Perspektiven gucken (Teamzusammenhalt, Mental Health, Vereinbarkeit etc.) und die Diskussion wird an vielen Stellen emotional geführt. Was aber sagt die Forschung zum aktuellen Stand diesbezüglich? Das Future Work Lab der Universität Konstanz führt unter der Leitung von Florian Kunze seit 2020 Studien zum Thema durch, deren Ergebnisse auch für Kulturorganisationen interessant und nutzbar sind:
Die Einstellung von Führungskräften hat sich zum Positiven verändert. Es ist ihnen in den vergangenen Jahren offenbar gelungen, erfolgreich neue Formen der Arbeitsorganisation zu implementieren, insbesondere mit Blick auf Kommunikation und Prozesseffizienz. Allerdings: Je höher die Führungsebene, desto kritischer bleibt die Einstellung zum mobilen Arbeiten. So wünscht sich ein Drittel im Top Management eine stärkere Präsenzpflicht (32 Prozent) gegenüber 27 Prozent im mittleren Management und nur 16 Prozent im unteren Management.
Mögliche Rückschlüsse für Kulturorganisationen:
Sample, Methode & Quelle:
Stichprobe der Erwerbsbevölkerung; bislang sind insgesamt 18 Befragungswellen in Zusammenarbeit mit dem Online Dienstleister Bilendi durchgeführt worden. Im März 2025 wurden 1.007 Personen befragt
Kunze, F./Hampel, K. (2025): Zwischen Präsenzpflicht & Homeoffice-Euphorie. Stand des mobilen Arbeitens fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie, verfügbar unter: https://lnkd.in/eB3aTWf9 (abgerufen am 17. April 2025)
18.04.2025
Wie immer bei neuen Konzepten erfährt auch die 4-Tage-Woche eine gewisse Hype. Dies begründet sich u.a. in der Annahme, dass eine verkürzte Arbeitswoche für Vollzeitkräfte die Gesundheit, Arbeitszufriedenheit und Performance fördert. Insofern dockt das Konzept an der sehr aktuellen arbeitswissenschaftlichen Frage an, wie es angesichts des demografischen Wandels und eines sinkenden Arbeitsangebots gelingen kann, die Gesundheit und Erwerbsfähigkeit der Einzelnen über ein längeres Erwerbsleben zu wahren. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat dazu eine Studie vorgelegt, deren Ergebnisse auch für Kulturorganisationen interessant sind.
Im Überblick:
Sample & Methode:
Datengrundlage bilden faktisch anonymisierte Daten der BAuA-Arbeitszeitbefragungen aus 2021 und 2015. Diese Befragung wird alle zwei Jahre erhoben und umfasst Personen ab 15 Jahren in Privathaushalten in Deutschland, die mindestens einer Erwerbsarbeit im Umfang von zehn Wochenstunden nachgehen.
Quelle:
Hammermann, A. (2025): IW-Trends Zum Zusammenhang zwischen Länge der Arbeitszeit und Erschöpfungszuständen: Eine Analyse auf Basis der BAuA-Arbeitszeiterhebung, Köln.
14.04.2025
Ein Dauerthema für Führungskräfte in Kulturbetrieben ist das Finden der richtigen Balance zwischen Fördern und Fordern, zwischen Delegieren und selbst machen, zwischen Verantwortung übernehmen und Verantwortung einfordern. Einige Überlegungen hierzu:
Unter Verantwortung wird hier die begründete Zuständigkeit oder Verpflichtung verstanden, die bei jemandem für etwas und gegenüber jemandem liegt. Führungskräfte haben z. B. qua Position und Rolle die Verantwortung gegenüber ihrem Team, Ziele zu setzen, Orientierung zu geben, Entscheidungen zu treffen und Ressourcen zu verteilen.
Nun wird häufig bemängelt, dass Führungskräfte zu wenig Verantwortung übernehmen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass man sich als Führungskraft schnell daran gewöhnen kann, Verantwortung zu übernehmen – und dieser Modus Operandi dann zu einem kaum noch reflektierten Automatismus wird. Und auch Mitarbeitende gewöhnen sich an ein solches Sicherheitsnetz.
Wer hier als Führungskraft nicht aufpasst, landet bald in der Verantwortungsfalle. D.h. er/sie übernimmt auch dort Verantwortung, wo eigentlich die Mitarbeitenden gefragt wären. (Und dies vielleicht auch gerne wollen würden – aber das ist ein anderer Post). Eine Überlastung mit entsprechenden Konsequenzen (fehlender Fokus, Schnellschuss-Entscheidungen, Unzufriedenheit, Krankheit etc.) ist zwangsläufig.
Helfen kann die Denkfigur des Führens mit dem Prinzip der Selbst- bzw. Eigenverantwortung. Hier verstanden als die freiwillige, aktive Bereitschaft von Mitarbeitenden – im Sinne eines bewussten Wählens und Wollens –, Verantwortung für das eigene Handeln am Arbeitsplatz (aber natürlich auch
für das Unterlassen bzw. Nicht-Handeln) zu übernehmen und Konsequenzen zu tragen. Der Satz „das hat man mir so gesagt“ verweist zugespitzt auf eine Organisationskultur, in der diese Selbstverpflichtung eher schwach ausgeprägt ist.
Verantwortungsbewusste Führungskräfte (und von denen handelt dieser Post) prüfen Verantwortungszuschreibungen und weisen sie bei Bedarf zurück, z.B. dann, wenn Aufgaben unvollständig abgeliefert oder notwendige Entscheidungen (ohne Vorstrukturierung und Vorabwägung der Alternativen!) angetragen werden. Gleichzeitig halten sie bei dieser Verantwortungsrückübertragung Stellensituation und -inhabende im Blick. Insbesondere auch wenn es einen „stretch“ braucht, um mitarbeiterseits an neuen Verantwortungen zu wachsen.
Diese Denkfigur ist m.E. keine leichte Übung. Vielmehr ist ein kontinuierliches Austarieren, Einüben und Rückmelden notwendig. Das ändert nichts am Ziel: Ein bewussterer Umgang damit, wer für was Verantwortung übernehmen darf, soll und muss. Und nicht durchgehen zu lassen, wenn jemand unter ihrer/seiner Verantwortung bleiben möchte.
24.03.2025
Anknüpfend an meinen letzten Post zur Organisationsentwicklung geht es heute in medias res: Wie gut durch die Umsetzungsphase kommen? Nachstehend einige Tipps für Kulturbetriebe:
Passgenaue Maßnahmen entwickeln: Veränderungsmaßnahmen greifen am besten, wenn sie auf die Situation vor Ort zugeschnitten sind – und wenn sie mit und von den Mitarbeitenden entwickelt werden. Das braucht Zeit und oft mehrere Schleifen, aber das lohnt sich.
Tools in der OE: Schifferer, S./von Reitzenstein, B. (2017). Tools und Instrumente der Organisationsentwicklung, Springer: Wiesbaden; Hands-on Tools für die Arbeit in und mit Gruppen: Paar, K. (2023). Workshops machen. Campus: Frankfurt am Main.
22.02.2025
Organisationsentwicklung beschreibt einen systematischen, zielorientierten, langfristigen und partizipativen Veränderungsprozess in Kulturbetrieben. In unserem demnächst im Springer Verlag erscheinenden Leitfaden stellen wir u. a. praxiserprobte Tools für den Start, die Umsetzung und die Evaluation solcher Prozesse vor. In der Startphase geht es darum, die aktuelle Situation im Kulturbetrieb zu analysieren (z. B. durch Dokumentenanalysen, Interviews, Mitarbeitendenbefragungen) und die Beschäftigten über das Vorhaben zu informieren und zur Partizipation einzuladen. Dies geschieht in Kick-Off-Veranstaltungen, in denen typischerweise folgende Fragen aufgerufen werden:
Anlässe für Organisationsentwicklung können sein:
Klassiker der OE-Literatur: Schiersmann, C., & Thiel, H.-U. (2018). Organisationsentwicklung. (5. Aufl.). Wiesbaden: Springer; spannender Bericht aus der OE-Praxis: Wiesbauer, A. (2015): Organisationsentwicklung an einem Wiener Museum. Was können wir? Wohin wollen wir? In F. Look, U. Poser, G. Röckrath, O. Scheytt (Hrsg.), Handbuch Kulturmanagement. J. 1.19, (S. 97-114). Stuttgart: Raabe.
20.02.2025
Das Jahr ist noch jung, die Vorsätze noch groß. Mehr Fokussiertheit, mehr Gelassenheit, mehr Wertschätzung – es gibt vieles, was Führung in Kulturbetrieben guttun würde. Und dann bricht sich der Alltag jeden Tag mehr Bahn und vieles droht im Laufe der tickenden Jahresuhr verloren zu gehen. Mit der Fokussierung von Werten kann es gelingen, Vorsätze über die Zeit hinweg (gemeinsam) zu sichern:
17.02.2025
Im hektischen Alltagsgeschäft bleibt Führungskräften oft viel zu wenig Zeit, um gemeinsam innezuhalten. Gleichzeitig ist eine regelmäßige Rückschau auf individuelle Führungsherausforderungen oder die kollegiale Zusammenarbeit wertvoll, wenn es darum geht, die Führungsarbeit im Haus zu professionalisieren und weiterzuentwickeln. Gerade auch das Jahresende bietet einen guten Zeitpunkt, um sich als Führungsgremium ein paar kostbare Stunden Zeit für die gemeinsame Reflexion zu nehmen und mit neuen Ideen und guten Vorsätzen ins nächste Jahr zu starten.
In der vergangenen Woche hatten Lena Zischler und ich die schöne Aufgabe, eine solche Reflexion für ein Museum strukturiert anzuleiten und gemeinsam mit dem engagierten Führungskreis auszuloten, was bereits gut läuft und wo Entwicklungspotenziale bestehen. Folgende Erkenntnisse aus der lebhaften Diskussion möchten wir hier teilen:
13.01.2025
Konflikte sind ein Thema, das viele Menschen in Kulturorganisationen bewegt – und alle betrifft. Konflikte sind im Arbeitsleben allgegenwärtig und unvermeidlich. Sie konsumieren knappe Ressourcen und beeinflussen die Qualität unserer Arbeitsbeziehungen. Konflikte werden oft als zerstörerisch gefürchtet. Aber nicht selten können (nur) Konflikte Weiterentwicklung anstoßen und zu neuen, besseren Lösungen führen.
Ein Post zum Thema Konflikte kann nicht enden ohne den wichtigen Hinweis: Respice finem! Konflikte entwickeln eine Eigendynamik, die nicht kontrollierbar ist. F. Glasl zeigt das anschaulich in seinem bekannten Phasenmodell der Eskalation. Gerade auch Führungskräfte mit ihren konflikthaften Rollenanforderungen und Aufgaben sind daher gut beraten, emotionale und kognitive Kompetenzen für die Regulierung von Konflikten zu erwerben – und sich darin kontinuierlich zu üben und weiterzuentwickeln.
19.12.2024
Die Tage werden kürzer, das Jahr neigt sich dem Ende, der Wahnsinn in den Büros nimmt zu. Jedes Jahr aufs Neue soll alles noch bis Weihnachten geschafft werden. Und auch immer wieder neu gilt, dass nächstes Jahr alles besser werden soll. Eine gute Gelegenheit, um in diesem Kontext über die Stärkung der eigenen Selbstführungskompetenzen nachzudenken. Einige Key Facts to go:
Fazit: Selbstführung ist ein Element im Werkzeugkoffer des Leaderships, um andere gut führen zu können. Die vorbildlichste Selbstführung kann allerdings kein krankes System (Organisationsstruktur, -kultur, -abläufe) dauerhaft auffangen. Selbstführung und Organisationsentwicklung gehen idealerweise Hand in Hand.
15.12.2024
Heute Nachmittag spreche ich mit Theaterschaffenden über das Onboarding als wichtigem Element von professionellem Recruiting. Dabei geht es auch um konkrete, praxisnahe Maßnahmen für eine gelingende Integration von neuem Personal gehen - basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Onboarding. Sechs Key Facts to go:
Fazit: Ein „strukturiertes Onboarding“ mit einem definierten Prozess und eindeutigen Verantwortlichkeiten (Abteilung/Stelle Personal, einstellende Abteilung etc.) macht viel Sinn. Wer jetzt aufstöhnt und sagt, was denn noch alles, dem sei eine Abwägung empfohlen: Auswirkungen des Nichtgelingens (mehrere Bewerbungsverfahren, Demotivation bei den Beteiligten, Imageschaden, Arbeitsüberlastung während der Vakanz etc.) vs. mehr Struktur, Gelingenserfahrung, Teamspirit und Zufriedenheit.
29.11.2024