Zentral war die Studie „Gehörlose und Hörende. Raummodellierung im Kontext von Behinderung und Interkulturalität“ (Pilling 2022). Caroline-Sophie Pilling-Kempel (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Doktorandin der Abteilung Kultur- und Medienbildung) sprach über die Ergebnisse ihrer Studie, die vom Co-Referenten František Maxa (Paulinenpflege Winnenden) in einen operativen Kontext der Gehörlosenkultur gesetzt wurden. Thematisiert wurden die Hintergründe der Gehörlosenkultur und die Konstituierung von Räumen Gehörloser und Hörender zwischen Kulturalität und Behinderung. Darüberhinaus wurde ein Themenaufriss zu sozial-politischen Spannungsfeldern behandelt und Impulse gegeben zur Förderung der Dolmetscherfinanzierung für Gehörlose und Hörende, in der Gemengelage von Inklusion als Anspruch versus Integration als Realität. Der Input der beiden Referenten wurde begleitet von "Freizeiten" für den wichtigen Austausch untereinander und die Entwicklung neuer Ansätze für einen Dialog auf Augenhöhe zwischen Gehörlosen und Hörenden.
Für eine Diskursbefeuerung dienten die benannten Spannungsfelder. Die ständige Diskriminierung am Esstisch gegenüber Menschen mit „Hörbehinderungen“ mit dem Satz „Ich sag’s dir später“, Kulturelle Aneignung im Kontext der Gebärdensprache, neue Ansätze im Hinblick einer Privilegiendebatte (Nondisabled und Disabled Privilege sowie Hearing und Deaf Privilege) und Allyship im Kontext einer Bevormundungsmaßnahme führten zu einer unerwarteten Standortbestimmung der Teilnehmenden.
Die Veranstaltung war ein Beispiel gelingender Kooperation und gelingendem Transfer von Wissenschaft und Operative. Nicht ohne Widerstand – der in Lernprozessen wichtig und für Lernprozesse wesentlich ist – wurde v.a. den schwierigen Themen begegnet, um die gerne ein Bogen gemacht wird. Die zentrale Frage ist: Wie wollen wir miteinander leben? Um Antworten zu finden müssen gesellschaftliche (Reiz-)Themen offengelegt und ausgehandelt werden ohne Essentialisierungen anheim zu fallen. Es lebe der Diskurs.