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Exkursion Bulgarien 2014

Geographische Großexkursion Bulgarien

Die erste Großexkursion des Fachs Geographie im Jahr 2014 führte in der Pfingstwoche in das vielen nur durch den Massentourismus an der Schwarzmeerküste bekannte Bulgarien. Die vielseitigen Großlandschaften mit Hoch- und Mittelgebirgen, Becken und Tafelländern einerseits, sowie die wirtschaftliche Entwicklung in den Bereichen Einzelhandel, Softwareentwicklung und Textilindustrie andererseits waren die Schwerpunktthemen vor Ort.

An der 11-tätigen Großexkursion vom 6. bis zum 16. Juni nahmen 24 Studierende teil. Diese hatten sich in einem Seminar im Wintersemester 2013/14 intensiv auf die Exkursion nach Bulgarien vorbereitet, u.a. durch die Erstellung einer Materialiensammlung für die Arbeit vor Ort. Für die Tagesthemen und -standorte während der Exkursion waren jeweils zwei Experten/Expertinnen verantwortlich.

Nach der Anreise per Flugzeug bildete die 1,2 Millionen Einwohner zählende Metropole Sofia den Anfangs- und Endpunkt einer Busrundreise. Jeder sechste Bulgare wohnt in Sofia, das wegen seiner Einwohnerzahl und seiner Bedeutung als Wirtschafts- und Kulturzentrum als Primatstadt eingestuft werden kann. Erster Standort war die Universität Sofia, an der die Exkursionsgruppe vom Dekan und Prodekan der Fakultät für Geologie und Geographie und den Vertretern der Geographiedidaktik empfangen wurde. In einem Kurzreferat wurde die Geographielehrerbildung in Bulgarien vorgestellt, die sehr ähnlich wie an den PHen in Baden-Württemberg erfolgt. Die Siedlungsgenese von der Römerzeit im Stadtzentrum bis zu den sozialistischen Großwohnsiedlungen an den Stadträndern wurde im Anschluss erarbeitet. Parallel dazu stand eine vergleichende Beobachtung von verschiedenen Einzelhandelsstandorten wie der Markthalle und der Sofia Mall auf dem Programm.

Aus dem Sofioter Becken führte der Weg in das Rila-Gebirge, wo bei einer Rundwanderung zu den Rila-Seen zwischen 2.100 und 2.500 Metern Höhe die Entstehung von Karseen und Talgletschern im Mittelpunkt stand. Schneefelder verwehrten leider den Aufstieg zum höchstgelegenen siebten See. Deutlich wurden aber die in dieser Höhe waltenden Verwitterungskräfte sowie die Schwerkraft und die reißenden Schmelzwasserströme, durch die aus dem Gesteinsverband gelöste Felsbrocken talwärts befördert werden. Der Abtragungsschutt der Hochgebirge sammelt sich an den Gebirgsrändern und bildet sowohl im Rila-Gebirge wie auch im südlich davon gelegenen Pirin-Gebirge mächtige unverfestigte Terrassen aus Verwitterungsschutt. Diese sind z.B. bei Melnik stark zerschnitten. Teilweise hat die fluviale Erosion hier kegelförmige Erdpyramiden herauspräpariert. Vor der Wanderung durch diese Erosionslandschaft besichtigte die Gruppe ein Textilunternehmen in Petrich, das vorwiegend Kinderbekleidung für ein schwäbisches Unternehmen herstellt. Wegen der  geringen Löhne sind seit der Wirtschaftskrise 2008 eine Vielzahl von Textilunternehmen aus dem nahe gelegenen Griechenland nach Bulgarien verlagert worden. Allein in Petrich sind es mehr als 20.

In den Rhodopen als drittem Hochgebirge im Südwesten zeugen Minarette in den Siedlungen von einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit. In den engen Gebirgstälern herrscht nach wie vor eine kleinbäuerliche Subsistenzlandwirtschaft vor. Den Höhepunkt der Fahrt durch die westlichen Rhodopen bildete die Befahrung der Teufelsschlundhöhle am Ende der Trigrader Karstschlucht.

In den Rhodopen als drittem Hochgebirge im Südwesten zeugen Minarette in den Siedlungen von einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit. In den engen Gebirgstälern herrscht nach wie vor eine kleinbäuerliche Subsistenzlandwirtschaft vor. Den Höhepunkt der Fahrt durch die westlichen Rhodopen bildete die Befahrung der Teufelsschlundhöhle am Ende der Trigrader Karstschlucht.

Von den Rhodopen führte die längste Etappe über die thrakische Antikstadt Perperikon und durch das Oberthrakische Tiefland an die südliche Schwarzmeerküste. Küstenmorphologische Prozesse standen hier neben Beobachtungen und Befragungen zum Massentourismus in den folgenden zwei Tagen im Mittelpunkt. Die Flussmündungen sind an der südlichen Schwarzmeerküste durch Nehrungen auf einen schmalen Durchbruch zum Meer verengt. Landeinwärts haben die Flüsse von Schilfgürteln gesäumte Strandseen aufgestaut. Die beste Übersicht über das Zusammenspiel der verschiedenen Kräfte im Bereich einer solchen Flussmündung bot der Fluss Veleka. Im Vergleich zur mittleren Schwarzmeerküste ist der südliche Teil abgesehen von wenigen kleineren Zentren noch nicht so stark vom Massentourismus geprägt. Im Kontrast dazu steht der Sonnenstrand, der sich über sieben Kilometer nördlich von Nesebar erstreckt und mit seinen überwiegenden All-inclusive Hotelkomplexen 200.000 Urlaubern Platz bietet. Im Minutentakt werden die Tagesausflügler vom Sonnenstrand in Taxibussen zur Weltkulturerbe-Stadt Nesebar gekarrt, wo sie sich durch die von Restaurants und Souvenirläden gesäumten Altstadtgassen schieben. Mit unzähligen holzverkleideten Schwarzmeerküstenhäusern auf einem Natursteinsockel sowie den vielen Kleinkirchen gleicht Nesebar einem Freilichtmuseum.

Über Varna führte der Weg vom Schwarzen Meer zurück ins Landesinnere nach Veliko Tarnovo, das zur Zeit des zweiten bulgarischen Reiches im Hochmittelalter die Hauptstadt und Sitz des Zars und Patriarchs war und eine Blütezeit erlebte. Auf dem Sporn eines tief eingeschnittenen Talmäanders liegt die weitläufige Festungsanlage Tsarevets. Von hier aus wurde die Stadt zu Fuß erkundet. Von ihrem Hotel – einem sozialistischen Protzbau – eröffnete sich der Exkursionsgruppe dann am Abend ein wunderbarer Ausblick auf die an den steilen Talwänden klebenden hochaufragenden Wohngebäude der Stadt.

Der letzte Exkursionstag begann mit der Querung des Schipkapasses über den Hohen Balkan. Einmal mehr zeigte sich bei dieser Panoramafahrt die Gliederung Zentral- und Südbulgariens in eine Gebirgs- und Beckenstruktur. Südlich des Hohen Balkans liegt das „Tal der Rosen“. Hier konnte in einer Destillerie die Produktion von Rosenöl besichtigt werden. Auf der Fahrt zurück nach Sofia säumten noch über viele Kilometer Rosenfelder die Wegstrecke.

Den Abend verbrachte die Exkursionsgruppe noch einmal im Zentrum der bulgarischen Metropole und ließ bei einem Essen in einem traditionellen bulgarischen Restaurant die Exkursion ausklingen.   

11 lehrreiche, spannende, zum Teil abenteuerliche und durchweg anstrengende Exkursionstage haben bei allen Beteiligten bleibende Eindrücke hinterlassen. 

Das dreiteilige Projekt Großexkursion Bulgarien findet nach der Durchführung im Sommersemester 2014 seinen Abschluss durch eine umfassende Dokumentation in Form eines schriftlichen Ergebnisberichts, einer CD-Rom mit didaktischen Bildern und einer filmischen Dokumentation.