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Samara (Russland)

Staatliche Universität für Sozialwissenschaften und Pädagogik Samara (Russland)

Die Partnerschaft zwischen der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und der Staatlichen Universität für Sozialwissenschaften und Pädagogik Samara besteht seit 1997 und umfasst Studenten- und Dozentenaustausch sowie Lehrerfortbildungsmaßnahmen. Seit 2005 bin ich in dieser Partnerschaft aktiv und war bislang schon häufig in der Großstadt an der Wolga. Mehrere Mal wurde die "Sommerakademie" als Fortbildung für russische Deutschlehrerinnen und Kolleginnen der Uni durchgeführt. Regelmäßig veranstalte ich am Lehrstuhl für Deutsch an der Fakultät für Fremdsprachen Kompaktseminare für Studierende. Im Herbst 2017 nahmen wir das 20jährige Bestehen der Partnerschaft zum Anlass gemeinsam mit meiner Kollegin Julia Blinova aus Samara ein kooperatives Kompaktseminar "Film - Sprache - Kultur: Aspekte interkultureller Filmdidaktik" zu veranstalten und "Tage des interkulturellen Films" mit Filmvorführungen im Literatur-Café durchzuführen. Eine große Ehre wurde mir im September 2017 zuteil, als ich von der PU Samara zum Ehrenprofessor ernannt wurde. Seit Herbst 2018 gibt es kooperative Lehrveranstaltungen im Bereich "Interkulturelle Kommunikation" mit Studentengruppen aus Ludwigsburg und Samara in Samara.

Aufgrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine wurde die Partnerschaft mit der PU Samara nach Maßgabe des Wissenschaftsministeriums Baden-Württemberg bis auf weiteres abgebrochen.

"Rilke und Russland" und "Winterakademie" im März 2019

Ende März 2019 machten sich sechs Studentinnen der PH Ludwigsburg zusammen mit Herrn Gans und Frau Metz auf nach Samara. Thema des dort stattfindenden Kompaktseminars war "Rilke und Russland". Der namhafte deutschsprachige Dichter unternahm zwei längere Reisen nach Russland. Das Land war für ihn von großer Bedeutung. Als Schifftourist war er 1900 sogar nachweislich einen Tag in Samara. Gemeinsam mit Studierenden des 3. Studienjahres vom Lehrstuhl Deutsch der Fakultät für Fremdsprachen der PU Samara wurde intensiv an Gedichten Rilkes sowie den umfangreichen Briefwechseln mit russischen Korrespondenzpartner/innen gearbeitet. In gemischten Gruppen entwickelten die Studierenden Hörspiele zum Thema "Rilke in Samara". Dazu wurden Texte gesichtet, eigene Moderationen geschrieben, Musik und Geräusche wurden ausgesucht, Texte eingesprochen und zu einer stimmigen Dramaturgie geschnitten. Inputphasen am Vormittag und eigenständige Arbeitsphasen nachmittags wechselten sich ab. Die Studierenden arbeiteten mit großer Begeisterung und viel Engagement an ihren Hörspielen, betrieben eifrig Kommunikation auf Deutsch (als wichtige Sprachpraxis für die russischen Teilnehmenden) und es kam so zu einem intensiven interkulturellen Austausch.

Gleichzeitig lief am Gymnasium Nr. 1 und an der PU Samara die "Winterakademie" - eine Lehrerfortbildung für Deutschlehrer/innen in Samara zu verschiedenen relevanten Themen wie Bildbetrachtung und -beschreibung, Wortschatzarbeit, Aufgabenformate, Textinterpretation und Übersetzungsproblematik. Die Teilnehmer/innen arbeiteten sehr interessiert und engagiert mit und zeigten sich begeistert von der Möglichkeit mit Muttersprachler/innen zu kommunizieren. Deutsch hat als Schulfach momentan mit starker Konkurrenz durch das Fach Englisch zu kämpfen, weshalb es von großer Wichtigkeit ist, die Ambitionen der Lehrkräfte vor Ort durch Weiterbildungsangebote zu unterstützen.

"Interkulturelle Kommunikation" im September 2018

Lange Jahre wurde über Möglichkeiten nachgedacht, wie eine Gruppe deutscher Student*innen aus Ludwigsburg nach Samara kommen könnte. 2017 konkretisierten sich die Pläne und im September 2018 war es dann endlich soweit: 13 Studierende der PH "wagten" sich nach Russland, um vor Ort mit russischen Studierenden gemeinsam zum Thema "Interkulturelle Kommunikation" zu arbeiten. Die Idee dabei: Film sollte als Medium zur Kommunikation anregen. Einerseits wurden Spielfilme gezeigt, die unterschiedliche (inter)kulturelle Aspekte thematisieren. Anschließende Gespräche über das Gesehene und die individuellen Sichtweisen darauf, boten interessante Anlässe zum gemeinsamen Austausch. Andererseits wurden kurze Filme mit einfachen Mitteln zu frei gewählten Themen in gemischten Gruppen gedreht. Die Verkehrssprache war Deutsch. In einer Vorbereitungsphase Mitte September setzten sich die Gruppen in Ludwigsburg und Samara mit Kulturbegriffen und kommunikationstheoretischen Aspekten auseinander. Vom 20.09. bis zum 30.09. schließlich kam es zur Begegnung am Lehrstuhl Deutsch der Fakultät für Fremdsprachen. Auf beiden Seiten war eine große Offenheit und Neugier zu spüren, die jeweils andere Gruppe kennen zu lernen. Neben den Seminarsitzungen waren vor allem gemeinsame Aktivitäten in der Stadt für die Annäherung und den Austausch förderlich. Gemeinsam besuchten wir den "Stalin-Bunker", der angesichts der vorrückenden deutschen Truppen in den Kriegsjahren gebaut worden war. Rund 1000 km südöstlich von Moskau sollte das damals Kuibyschew genannte Samara als Ersatzhauptstadt fungieren. Bei einer Wolgafahrt konnte man vom Fluss aus die Stadt in den Blick nehmen. Verschiedene Freizeitaktivitäten ließen die Studierenden bald zu einer Gruppe werden, die sich zunehmend freundschaftlich und herzlich begegneten. Die gemeinsame Filmarbeit tat ihr Übriges. Das Résumé einer russischen Studentin brachte die Erfahrungen auf den Punkt: Die Unterschiede zwischen uns sind viel geringer, als wir am Anfang dachten. Der Unterschied zwischen den Generation erscheint uns deutlich größer zu sein."

Auch auf der Homepage der PU Samara finden sich Berichte (auf Russisch) über den Aufenthalt:
Filmdokumentation von Denise Merbt zum Aufenthalt in Samara im Herbst 2018
Bericht über das Kooperationsprojekt zur "Interkulturellen Kommunikation".
Bericht über einen Ausflug der deutschen Gruppe nach Krasnoarmeyskoye zur Schule "Rote Armee".