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"Erdbohren" und eine Begegnung mit Kindern

Von Julia Bodendorfer und Dr. Markus Rauterberg

In den gut zwei Stunden Tutoriumszeit haben wir Erkenntnisse zum und durch sowie Erfahrungen mit Erdbohren machen können. Es geht darum mit einem Erdbohrer, einer Art halboffener Metallstange ein Bodenprofil zu ziehen.

Mit dem 1m Erdbohrer, dem Schonhammer und ein paar Bechergläsern machten wir uns ans Werk.

Die erste Bohrung fand hinter der didaktischen Villa unter einem Baum statt und der Bohrer war leer. Dennoch ließen wir uns nicht entmutigen und versuchten es erneut. Mit gemeinsamer Kraft und körperlicher Anstrengung konnten wir den Erdbohrer über alle vier Bohrungen hinweg maximal 85 cm in den Boden treiben. Interessant zu beobachten war, dass der Erdbohrer an manchen Stellen leichter eindringen konnte und an anderen Stellen feste/steinige Erdschichten ein weiteres Eindringen erschwerten bzw. bereits früher verhinderten.

Eine letzte Bohrung am nahegelegenen Favoritepark wurde nicht durch Steine im Boden gestoppt, sondern von einer Kindergruppe, die sich an unserem Tun interessiert zeigte.

Einige Kinder versuchten mit dem 5 Kilo Schonhammer den Bohrer mit unserer Hilfe weiter einzuschlagen. Mehrere Kinder waren am Drehen und am Ziehen des Bohrers beteiligt. Nachdem das Herausziehen des Erdbohrers mit einigen Mühen gelungen war, haben die Kinder insbesondere auch mit dem Versuch, Finger in das Bohrgut zu drücken, die Bodenprobe „untersucht“. Herausgeholte Bodenstücke wurden stolz präsentiert und sollten in der Hand des Kindes fotografiert werden.

Die Anschaffung des Bodenbohrers für die Werkstatt Sachlernen, geht auf einen Beitrag von Bernhardt Potthoff zurück, der diesen in Bodenuntersuchungsprojekten mit Vor- und Grundschulkindern genutzt hat. Nach der Erfahrung mit den Kindern an diesem Vormittag vermuten wir, die Kinder in Potthoffs Projekt sind stärker gewesen, und wissen wir, Bohren mit Kindern muss geplant und geübt werden. Anders gesagt: Bei einem spontanen Versuch kann beim Bodenbohren nur wenig Erkenntnis über den Boden gelingen, sicher aber das Handlich mit Bohrer und Hammer geübt werden.

Nach der Verabschiedung von den Kindern sind wir zwar nicht mit einer weiteren Probe, aber doch mit einem sehr schönen Erlebnis zur Untersuchung und Dokumentation der uns aus den vorherigen Bohrungen vorliegenden Proben in die Didaktische Villa zurückgekommen.

Im 85 cm Profil gab es acht unterscheidbare Schichten, wobei hierzu auch eine leere Stelle im Bohrstock zählte. Auf einem Flip-Chart Papier konnte das Bohrgut 1:1 dokumentiert werden, indem wir es vermittels Kleber und Klebeband auf dem Papier fixiert und die Ergebnisse unserer visuellen und haptischen Musterung daneben notiert haben. Das Notieren müsste „jemand“ für Kinder übernehmen, die Ekenntnisse der Musterung wären auch Kindern möglich gewesen: gelber – brauner, erkennbare Teilchen – homogene Masse, fest – locker, nass – trocken.

Im nachfolgend noch angesetzten Schlämmversuch ließ sich später unsere Differenzierung des Bodens auch nachvollziehen.

Potthoff, Bernhardt (2016): ‚Buddeln, Bohren und Beobachten‘. Angeleitete Zugänge von Kindern zur Geologie. In: Lena Kraska/Gerold Scholz/Ulrich Wehner (Hrsg.) (2016): Umgangsweisen mit Natur(en) in der Frühen Bildung (II). www.widerstreit-sachunterricht.de, 11. beiheft, S. 111-126