Disregarded Senses - Kontextorientiertes Lernen im bilingualen Biologieunterricht
Disregarded Senses –
Kontextorientieres Lernen im bilingualen Biologieunterricht
Personen:
- Prof. Dr. Michael Ewig (Biologie)
- StR`in Petra Duske (Biologie)
Abstract
Bilingualer Unterricht gilt in vielen Bundesländern bei Behörden, Lehrkräften, Eltern und Schüler(inn)en als Erfolgsmodell, das seit seinen Anfängen in den 1960er Jahren stetig erweitert wurde - sowohl durch die beteiligten Sprachen als auch durch die Vielfalt der Sachfächer. RICHTER & ZIMMERMANN (2003) verdeutlichen die Eignung der naturwissenschaftlichen Fächer für bilingualen Unterricht. Während in der Vergangenheit bilingualer Unterricht vor allem an Gymnasien stattfand, wurde dieses Modell in Baden-Württemberg auch an Realschulen erprobt (MKJS 2005) und das Angebot zum Schuljahr 2010/11 deutlich ausgebaut.
Zahlreiche Studien belegen den Nutzen bilingualen Sachfachunterrichts für den Spracherwerb der Schülerinnen und Schüler (z.B. CASPARI et al. 2007). Die Auswirkungen auf den Wissenserwerb im Sachfach sind hingegen umstritten. OSTERHAGE (2007) konnte eine höhere Leistungsfähigkeit von bilingual unterrichteten Gymnasiasten feststellen, allerdings war dies größtenteils mit den für bilinguale Züge verbundenen Auswahlkriterien der Teilnehmer erklärbar. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob Schülerinnen und Schüler von Regelklassen beim Einsatz bilingualer Module im naturwissenschaftlichen Unterricht an Realschulen einen vergleichbaren Lernerfolg im Bereich Fachwissen erzielen wie im deutschsprachigen Unterricht.
Vorgaben zum naturwissenschaftlichen Unterricht betonen die Bedeutung der Kontextualisierung der Unterrichtsinhalte. MUCKENFUSS (1995) beschreibt die Orientierung an Alltagkontexten als lernwirksame Vorgehensweise. Es soll geprüft werden, ob neben alltagsnahen auch Kontexte aus der naturwissenschaftlichen Forschung als sinnstiftende Kontexte für den Unterricht dienen können.
Die Variablen Unterrichtssprache und Art der Kontextualisierung der Inhalte werden in 4 Unterrichtsmodulen zum Geruchs- und Geschmackssinn gezielt variiert und in einer Interventionsstudie (RS, Klasse 9) eingesetzt. Der Wissenszuwachs wird anhand von Fragebögen quantitativ mit Pre-, Post-, und Follow-up Test ermittelt. Weitere Variablen werden zur Einordnung der Ergebnisse erhoben.
Die Arbeit soll Hinweise liefern, ob fremdsprachliche Module in den Naturwissenschaften sowie eine stärkere Einbindung von Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Forschung geeignet sind, naturwissenschaftliches Lernen angemessen zu fördern.
Literaturauswahl
- Caspari, D.; Hallet, W.; Wegner, A. & Zydatiß, W. (2007): Bilingualer Unterricht macht Schule. Beiträge aus der Praxisforschung. Frankfurt am Main: Peter Lang.
- Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (2005): Schulversuch „Bilinguale Züge an Realschulen". Stuttgart.
- MUCKENFUSS, H. (1995): Lernen in sinnstiftenden Kontexten. Stuttgart: Cornelsen.
- Osterhage, S. (2007): Sachfachkönnen (scientific literacy) bilingual und monolingual unterrichteter Biologieschüler: ein Kompetenzvergleich. In: D. Caspari; W. Hallet; A. Wegner & W. Zydadiß (Hrsg.): Bilingualer Unterricht macht Schule. Beiträge aus der Praxisforschung. Frankfurt am Main: Peter Lang, 41–50.
- Richter, R. & Zimmermann, R. (2003): Biology: Und es geht doch: Naturwissenschaftlicher Unterricht auf Englisch. In: M. Wildhage & E. Otten (Hrsg.), Praxis bilingualen Unterrichts. Berlin: Cornelsen Scriptor, 116-146.